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Oberbürgermeisterwahl 2022 in Merseburg Parteiloser Kandidat Sebastian Müller-Bahr will die ganze Stadt im Blick haben

Am 13. März ist Oberbürgermeisterwahl und die Merseburger stimmen darüber ab, wer künftig die Geschicke ihrer Stadt lenken soll. MZ stellt die Kandidaten vor. Heute: Sebastian Müller-Bahr

Von Undine Freyberg Aktualisiert: 07.02.2022, 10:05
OB-Kandidat Sebastian Müller-Bahr hat viel vor - auch mit dem Merseburger Markt.
OB-Kandidat Sebastian Müller-Bahr hat viel vor - auch mit dem Merseburger Markt. (Foto: Katrin Sieler)

Merseburg/MZ - Er hätte sich für den Wahlkampf besser ein zweites Handy anschaffen sollen. „Es gibt so viele Leute, die mich über WhatsApp, Facebook oder per E-Mail kontaktieren - das ist unglaublich. Und ich konnte schon mit so vielen ins Gespräch kommen. Das ist noch mehr geworden, seit bekannt wurde, dass ich Oberbürgermeister werden will“, erzählt Sebastian Müller-Bahr. Der 41-Jährige ist zwar Mitglied der CDU, tritt aber bei der Wahl als Einzelbewerber an - also ohne Parteiunterstützung.

Ein großer Wunsch von mir ist, die Innenstadt attraktiver zu machen.

Sebastian Müller-Bahr

Als OB wolle er die ganze Stadt im Blick haben, erklärt Müller-Bahr, der acht wichtige Handlungsfelder sieht, auf denen ein OB tätig werden sollte. Zum Beispiel Kultur-, Sport-, Kinder- und Jugendförderung. Das sei ihm ebenso wichtig wie die Themen Bürgerbeteiligung und Entwicklung der Stadtteile - wie zum Beispiel Rosental und Merseburg-Süd, in denen es aus seiner Sicht ein Quartiersmanagement geben sollte. Also Anlaufstellen für Anwohner, in denen sie Hilfe zur Selbsthilfe bekommen, oder wo sie sich selbst als Helfende anbieten können.

„Ein großer Wunsch von mir ist, die Innenstadt attraktiver zu machen.“ Ein Citymanagement müsste aus seiner Sicht wieder her. „Die Innenstadt muss aber auch etwas verkehrsberuhigt werden.“ Gleichzeitig mehr Parkplätze zu schaffen, sei dabei kein Widerspruch. „Natürlich sollen die Leute mit dem Auto in die Innenstadt fahren können.“ Aber sie müssten ja vielleicht nicht alle am Alten Rathaus langfahren. „Zählungen haben ergeben, dass mehr als 50 Prozent nur durchfahren, die wollen gar nicht in die Stadt. Der Bereich könnte beruhigt und der Grüne Markt zu einer Oase in der Innenstadt gemacht werden.“

Sebastian Müller-Bahr will attraktivere Innenstadt in Merseburg

Der Marktplatz mit seinen fünf verschiedenen Pflasterarten gleiche zudem einer Berg- und Talbahn. „Aus städtebaulicher Sicht wäre deshalb mein Traum, die Oberfläche abzutragen und zu erneuern, darauf ein ebenerdiges Wasserspiel für die Kinder und darunter eine Tiefgarage für 300 bis 400 Autos zu bauen.“ Mit einer geplanten Süd- und Ostbebauung müsse der Markt sowieso angefasst werden. Damit brächte man Menschen direkt in die Stadt, ohne, dass sie nach Parkplätzen suchen müssten. Gleichzeitig stoße man nicht die Händler und Anwohner vor den Kopf. Mit der höheren Attraktivität der City kämen auch noch interessante Geschäfte nach Merseburg. „Und vielleicht würde sich am Markt auch noch eine weitere Gastronomie ansiedeln.“

Der 41-Jährige wünscht sich eine direkte Busverbindung zur Hochschule, einen Facebook-Auftritt für die Stadt und mehr Bürgerbeteiligung. Er würde gern die Zahl der E-Ladesäulen erhöhen lassen und will sich für eine moderne Infrastruktur einsetzen. „Ich bin da für eine Vielfalt, die es jedem ermöglicht, auf seine Weise mobil zu sein. Also - die Oma braucht ein günstiges Ticket für Bus oder Straßenbahn. Radfahrer brauchen vernünftige Radwege und der Pendler braucht die Direktverbindung nach Leipzig. Wir dürfen niemanden hinten runterfallen lassen.“ Kostenfreier ÖPNV wäre eine coole Sache. „Aber wer soll das bezahlen?“

OB-Kandidat Sebastian Müller-Bahr träumt von Kulturzentrum

Müller-Bahrs großer Traum für Merseburg ist ein Kulturzentrum. „Das Ständehaus ist die gute Stube, aber ein Haus, in dem von Varieté bis Büchercafé alles passieren kann und sich nebenan weitere Dinge ansiedeln, das haben wir nicht“, sagte er bereits in einem vorangegangenen Gespräch mit der MZ.

Was den Bürgern unter den Nägeln brennt, das hat der OB-Kandidat bereits in verschiedenen persönlichen Gesprächen zu hören bekommen. „Ein Mann sprach mich an, weil er sich ein Gelände wünscht, auf dem Hundehalter ihren Tieren Auslauf geben können. Deshalb hab’ ich mich mit dem Thema beschäftigt, und aus meiner Sicht könnte man temporär auf der Königsmühle eine Hundewiese einrichten. Vielleicht aber auch am Airpark.“ Als er das Thema auf Facebook kommuniziert habe, hätten sich mehr als 2.000 Leute angesprochen gefühlt.

Einen weiteren Bürgerhinweis habe es zum gesunden Frühstück für Kinder in den städtischen Grundschulen gegeben. „Das gibt es leider schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Ich würde das aber gern wieder einführen. Geld sollte dabei nicht das Problem sein. Es gibt bestimmt ein Förderprogramm, das man nutzen könnte. Man kann mit Sicherheit davon auch Ehrenamtspauschalen zahlen oder Minijobber, oder man könnte Bundesfreiwilligendienstler einstellen. Das muss möglich sein“, sagt Müller-Bahr.

Sekt oder Selters? Die MZ-Fragerunde mit Sebastian Müller-Bahr

Hund oder Katze? Katze. Wir haben eine Heilige Birma - die heißt Yuno - und eine Türkisch Van mit Namen Alyna.

Kaffee oder Tee? Mittags nach dem Essen eine Tasse Kaffee. Ansonsten Tee.

Fleisch oder Gemüse? Gemüse. Ich bin kein Vegetarier, aber wir essen nur ein- oder zweimal pro Woche Fleisch. Ansonsten gern auch Fleischersatzprodukte.

Ostsee oder Berge? Berge. Meine Familie und ich sind Wanderer.

Fußball oder Schach? Schach. Wir spielen alle Schach.

Auto oder Fahrrad? Beides. Wir fahren viel Rad, machen auch lange Touren, nehmen die Räder immer mit in den Urlaub. Ich bin auch als Autoverkäufer mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Aber für die Flexibilität braucht man das Auto, und da fahre ich Elektro.

Buch oder Film? Ich habe unendlich viele Bücher und habe auch unendlich viele gelesen, aber aktuell habe ich wenig Zeit dafür.

Gummibärchen oder Schokolade? Schokolade.

Zur Person

Sebastian Müller-Bahr wurde am 7. April 1980 in Wittenberg geboren und ist in Coswig (Anhalt) aufgewachsen. Seit 2012 lebt Müller-Bahr mit seiner Familie in Merseburg. Nach Abitur und einer kaufmännischen Ausbildung hat er vier Jahre in Baden-Württemberg gelebt und als IT-Mitarbeiter gearbeitet. 2004 wechselte er in den Vertrieb in der Automobilwirtschaft. 2019 hat Müller-Bahr ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Merseburg begonnen. Seit Sommer 2021 ist er Referent des Oberbürgermeisters.

Der 41-Jährige ist verheiratet und hat vier Kinder. Er ist in der neuapostolischen Kirche seit 2003 als ehrenamtlicher Priester tätig. Seit 2019 ist er außerdem im Vorstand der Merseburger Begegnungsstätte „Impuls.“Weitere Infos unter wwww.mueller-bahr.de