Outlet-Center in Brehna Outlet-Center in Brehna: Lokale Händler befürchten Einbußen beim Umsatz

Merseburg/Halle (Saale) - In der Merseburger Innenstadt geht es an diesem Donnerstagmorgen ganz gemächlich zu. In den Geschäften, die erst langsam um 9.30 Uhr beginnen zu öffnen, sind nur vereinzelt Kunden zu sehen. Nebenan in Halle, fast das gleiche Bild. Kein Vergleich zu dem Ansturm, der zur gleichen Zeit das neue Outlet-Center (FOC) in Brehna erlebt. Wobei Brehna? Offiziell heißt es „Fashion Outlet Halle Leipzig“, auch wenn es von den beiden Großstädten 20 beziehungsweise 40 Kilometer entfernt ist. Und auch von Merseburg sind es rund 40 Kilometer. Aber die Ortsbezeichnung ist auch so etwas wie eine Kampfansage - an die umliegenden Städte.
In der Merseburger Innenstadt, deren Händler sich seit jeher mehr Kundenresonanz wünschen, scheint man gelassen auf Brehna zu reagieren. Zumindest, wenn man Melanie Händler, der stellvertretenden Leiterin des AWG-Mode-Centers in der Gotthardstraße, glaubt. „Ich denke nicht, dass wir durch das FOC Einbußen haben.“ Einerseits sei man in Merseburg zu weit weg. Andererseits kämen die meisten Kunden unter der Woche und nicht wie in den Centern am Wochenende. „Viele Geschäfte machen samstags schon am Nachmittag zu, da kommen nicht mehr so viele Kunden“, sagt Händler. Noch dazu kommen viele wochentags zu Fuß in die Gotthardstraße und verbinden den Einkauf mit anderen Erledigungen.
„Es wird sicher an der ein oder anderen Stelle schmerzhaft sein“, sagt Waldemar Cierpinski, Eigentümer des gleichnamigen Sporthauses im Stadtcenter Rolltreppe in Halle. Für sein Geschäft sieht er aber keine so gravierenden Auswirkungen. Bei ihm bekämen die Kunden etwas, was es in den Geschäften im Outlet-Center nicht gebe: kompetente Beratung. „Es ist heute eine immer größere Beratungskompetenz notwendig, um wirklich passgenaue Fitnessprodukte zu verkaufen“, sagt er.
Parkprobleme in den Innenstädten
Das gelte für Laufschuhe wie für Fitnessgeräte und auch für die Bekleidung. Zudem habe er die aktuelle Ware, „im Outlet bekommen die Kunden ja nur die schon längst nicht mehr aktuelle Mode.“ Sorgen bereitet Cierpinski aber insgesamt die Entwicklung der Innenstadt in Halle. Es fehle einfach an Parkmöglichkeiten - ein Nachteil, den das Outlet-Center mit seinen 1 800 Stellflächen nicht hat.
Auch die Filialeiterin von Mayer’s Markenschuhe in Halle, Astrid Reinhardt, will zunächst einmal abwarten, wie sich das Outlet-Center entwickelt. „Das ist jetzt gerichtlich durchgesetzt, damit müssen wir leben“, sagt sie. Reinhardt geht davon aus, dass die Stammkunden ihrem Laden weiter die Treue halten. „Und vielleicht wird das Outlet-Center ja die Region auch insgesamt beleben.“
Halles City-Manager Wolfgang Fleischer, der sich seit Jahren intensiv für die Belebung des Handels in der Innenstadt engagiert, will sich das neue Outlet anschauen. Er befürchtet sechs bis acht Prozent Einbußen für die Stadt Halle. Er sieht das Center aber auch als Chance, Werbung für die Händelstadt zu machen. (mz)