Neues Wasserkraftwerk in Bad Dürrenberg Neues Wasserkraftwerk in Bad Dürrenberg: Strom kommt bald aus der Saale

Bad DürrEnberg/MZ - Das Baugelände ist eingezäunt. Erdreich und Wasser werden in den nächsten Tagen nach Kampfmitteln abgesucht. Am Saalewehr in Bad Dürrenberg wird ein Wasserkraftwerk gebaut.
„Wir haben sehr lange, fast fünf Jahre gebraucht, um dafür die Genehmigung zu bekommen“, sagt Walter Huning, Geschäftsführer der Huning Umwelttechnik GmbH & Co.KG mit Sitz in Melle. An die 40 Anhörungen waren notwendig, bevor jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden können. Das hat so viel Zeit und Kraft gekostet, dass Huning schon einmal nah dran war, das Projekt aufzugeben. „Doch meine Familie hat da nicht mitgespielt. Ein Wasserkraftwerk zu bauen ist eine Vision von uns.“ Sozusagen der Punkt aufs i, denn das international tätige Unternehmen hat umfangreiche Erfahrungen beim Bau von Biogasanlagen, Photovoltaikanlagen und investiert in die Windkraft. „Wasser ist der sauberste Energieträger überhaupt“, so Huning.
Die Huning Umwelttechnik ist ein international tätiges Unternehmen, das sich mit effizienten Lösungen zur wirtschaftlichen Behandlung von Klär- und Industrieschlamm einen Namen gemacht hat. Der Betrieb wurde 1977 gegründet und fungierte in den ersten Jahren als landtechnisches Lohnunternehmen. In den 80er Jahren gewann in Deutschland der Umweltaspekt an Bedeutung. Im Zuge der Neupositionierung wurde der ursprüngliche Lohnbetrieb um kommunale Dienstleistungen kontinuierlich erweitert und bis 1990 die Firma Huning Umwelttechnik ins Leben gerufen.
Das Kraftwerk mit einer Leistung von rund 4 000 MWh pro Jahr wird in die Saale mit dem vorhandenen Wehr, das komplett instand gesetzt werden muss, hinein gebaut. Konkret werden drei Turbinen mit jeweils einer Leistung von 300 KW/h ins Wasser eingebracht und darauf das Gebäude errichtet. „Das soll optisch sehr schön werden. Das Bauwerk soll unter anderem alte historische Fenster bekommen.“ Die aus der Wasserkraft gewonnene Energie soll ins öffentliche Netz gespeist werden, damit können dann mehr als 1 000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Keine Gefahr für Fischwelt
Der Neubau, so betont Huning, wird keine Gefahr für die Fischwelt darstellen. Im Gegenteil. Auf Grundlage der neusten Erkenntnisse wird eine Fischtreppe errichtet, um die Wanderung der Fische zu gewährleisten. Aufgrund der Änderungen von gesetzlichen Vorschriften musste sie mehrfach umgeplant werden. Insgesamt werden rund sechs Millionen Euro in das Bauvorhaben investiert.
Die Idee, so ein Kraftwerk zu bauen, hatte der Bad Dürrenberger Felix Eckert, ehemaliger Direktor der Energiewirtschaft der Leuna-Werke. Über seine Frau, die in einem Unternehmen der Huning-Gruppe in Bitterfeld arbeitete, kam der Kontakt zustande. „Ohne die große Unterstützung von Herrn Eckert hätten wir es wohl nicht geschafft“, unterstreicht Huning. Er konnte sich für das Projekt begeistern, nicht zuletzt auch, weil Melle und Bad Dürrenberg Partnerstädte sind. „Mit dem Wasserkraftwerk will ich auch etwas für unsere Partnerstadt tun“, so Huning. In etwa einem Jahr soll es in Betrieb gehen.
Die Kraft des Saalewassers wurde in Bad Dürrenberg schon sehr frühzeitig genutzt. Für die notwendige Energie zum Heben der Sole ließ Johann Gottfried Borlach bereits von 1753 bis 1756 quer über die Saale das Saalewehr bauen.
