Nachhilfe für den Alltag
Merseburg/MZ. - In solchen Fällen gibt es ganz praktische Hilfe: Der DRK-Kreisverband bietet sie im gesamten Landkreis für Menschen mit seelischer Behinderung an.
"Vor zehn Jahren haben wir den Bereich ambulant betreutes Wohnen aufgebaut", resümiert Christel Hapke, Leiterin des DRK-Wohnheims im Merseburger Rosental. Damals kümmerten sich zwei Frauen um 18 Betroffene, heute werden zwischen 36 und 39 Personen von dem dreiköpfigen Team betreut. Ab Juni kommt noch eine halbe Stelle dazu, weil der Bedarf weiter wächst und sich das Klientel um Suchtkranke erweitert hat.
Im Durchschnitt betreut eine Sozialarbeiterin zwölf Frauen und Männer, die in verschiedenen Orten im Saalekreis wohnen. "Wir unterstützen sie bei der Bewältigung ihres Alltages", fasst Frau Hapke zusammen und zählt einige Beispiel auf: Da werden Anträge ausgefüllt und die Klienten auf Ämter (beispielsweise den Eigenbetrieb) begleitet, sie erhalten Tipps für die Haushaltführung, für Waschen und Kochen oder eine sinnvolle Freizeitgestaltung - es müsse ja nicht nur der Fernseher laufen.
Das mag einfach klingen, ist aber oft schwierig, erklärt Christel Hapke. Menschen mit seelischer Behinderung leiden unter anderem an Depressionen, Schizophrenien und Persönlichkeitsstörungen, in den meisten Fällen leben sie isoliert und allein, scheuen den Kontakt zur Außenwelt. Deshalb suchen die Sozialarbeiterinnen sie in ihren Wohnungen auf. Grundsatz sei aber die Freiwilligkeit: "Wir schließen einen Betreuungsvertrag und setzen dabei auch auf die Mitarbeit des Klienten." Zwar bestehe ein guter Kontakt zur Klinik für Psychiatrie in Querfurt und ambulanten Einrichtungen, aber der eigene Wille des Betreuten werde respektiert. "Wir können ja niemanden zwingen, sich helfen zu lassen", betont Frau Hapke. Wer Unterstützung sucht, bekommt sie ohne Bevormundung. "Das Ziel ist ein selbst bestimmtes Leben in der eigenen Häuslichkeit." Soziale Arbeit lasse sich schwer abrechnen, resümiert sie. "Aber wir haben durch die Betreuung erreicht, dass stationäre Einweisungen zurückgegangen sind."
Zusätzlich bietet das DRK seit 2001 seinen Klienten die Möglichkeit, sich tagsüber in der Begegnungsstätte am Gerichtsrain in Merseburg aufzuhalten. Hier wird gemeinsam gekocht, geredet, gebastelt und man kann sich im Garten bei der Pflanzenpflege oder dem Rasenmähen betätigen. "Leider", bedauert Christel Hapke, "können viele, die außerhalb von Merseburg wohnen, dieses Angebot nicht nutzen. Ihnen fehlt das Geld für die täglichen Fahrten."
Kontakt: 03461 / 47520; Ansprechpartner: Gisela Busch.