Nachhaltige Duftstoffproduktion? Nachhaltige Duftstoffproduktion?: Hochschule startet neues Forschungsprojekt

Merseburg - Bergeweise werden die Rosenblüten zum Haus des Parfümeurs Baldini geliefert. In dessen Keller schaufelt Jean-Baptiste Grenouille die Blumen in einen Destillierapparat. An dessen Ausgang kommen jedoch nur winzige Menge an, die auf Flaschen gezogen werden. Rosenwasser. Ein ob des Aufwands sehr teurer Duftstoff.
Rosenduft: Merseburger Forscher wollen neuen Syntheseweg etablieren
Auch heute noch ist Rosenduft ein beliebter Zusatz für Waschmittel, Deos oder Weichspüler. Doch so ein Aufwand, wie in der eingangs beschriebenen Szene aus Patrick Süskinds Roman „Das Parfüm“, ist für dessen Herstellung nicht mehr notwendig. Zwar gibt es noch große Rosenfelder, ein Gros des Duftstoffes wird mittlerweile jedoch synthetisch produziert. Auch die Bitterfelder Firma Miltitz Aromatics möchte auf diesem Markt mitmischen und hat deshalb nun ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Hochschule Merseburg gestartet.
Dabei geht es um einen Rosenduftstoff namens Rosyrane. Der zuständige Professor für organische Chemie Thomas Rödel präzisiert: „Es geht darum, wie man das wirtschaftlicher und somit umweltfreundlicher herstellen kann, denn je weniger Ressourcen ich brauche, desto weniger belaste ich ja auch die Umwelt.“ Bisher wird der Rosenduftstoff aus Brennol und Benzaldehyd hergestellt. Teile der Weltproduktion kämen aus China, berichtet Rödel: „Da steht dann aber nicht darauf, dass der ohne Luft- und Abwasserreinigung produziert wird.“ Diese geringeren Umweltstandards dort seien ein Nachteil für mittelständische Unternehmen wie Miltitz Aromatics hier.
Den gilt es technologisch auszugleichen: Deswegen wollen die Merseburger Forscher mit der Firma zusammen einen neuen Syntheseweg etablieren. Die Ausgangsstoffe sollen gleich bleiben, die Idee sei nun die Katalysatormenge zu reduzieren, denn auch dieser Katalysator, also der Stoff, der die Reaktion beschleunigt, koste Geld, sagt der Professor.
Merseburger Chemiker: Zweites Projekt mit einer Bitterfelder oder Wolfener Firma
Stärker ins Detail gehen, will er nicht, damit sich Mitbewerber nicht die Idee im Netz abholen können. Außerdem steht das Forschungsprojekt noch am Anfang. „Vom Labor bis zur Großproduktion vergehen gern mal vier Jahre.“ Denn das Verfahren müsse optimiert werden, die beste Stoffkonzentration und Temperatur gefunden werden. Derzeit sei man noch in Jahr eins dieses Prozesses. Der wird aller Voraussicht nach von der Investitionsbank des Landes gefördert. Ein mittelständisches Unternehmen wie Miltitz könne sich die Forschung sonst kaum leisten, sagt der Wissenschaftler.
Mit dem Drittmittelantrag soll noch ein zweites Projekt der Merseburger Forscher mit einer Bitterfelder oder genauer Wolfener Firma finanziert werden. Dabei geht es indirekt um Fernseher und Handydisplays. Direkt beschäftigten sich die Chemiker mit funktionalen Farbstoffen. Rödel erläutert: „Ein Farbstoff ist normalerweise etwas Optisches. Funktionale Farbstoffe haben dazu noch eine Funktion, zum Beispiel in Blut oder Urin Keime oder Zucker durch Färbung anzeigen.“
Merserburger Wissenschaftler forschen an funktionalen Farbstoffen
Die funktionalen Farbstoffe, um die sich die Merseburger Wissenschaftler mit der Firma FEW Chemicals, die aus der Forschung und Entwicklung der früheren Wolfener Filmfabrik hervorgegangen ist, kümmern, sollen später Bilder anzeigen. Sie sollen in organischen Leuchtdioden (OLED) verarbeitet werden. Diese seien eine Alternative zu den heute verbreiteten LEDs in Fernsehern oder anderen Bildschirmen, für deren Herstellung heute seltene Erden benötigt werden, erklärt Rödel.
Allerdings seien der funktionale Farbstoff für die OLEDs bisher schwierig herzustellen: „Ich brauche viele Rohstoffe und habe eine hohe Umweltbelastung, aber am Ende vielleicht nur ein Kilo Farbstoff, der dann 500 Euro kostet.“ Auch hier lautet die Aufgabe für die Forscher einen wirtschaftlicheren Produktionsweg zu finden. „Erste Ansätze haben wir schon“, berichtet Rödel und fügt an: „In der industriellen Forschung sind es immer viele kleine Schritte.“ (mz)