Nach Überfall auf Autohof Leuna Nach Überfall auf Autohof Leuna: Polizei fasst mutmaßlichen Räuber

Leuna/Weissenfels - Mit 14 Jahren war er das erste Mal straffällig geworden. Zusammen mit anderen hat er sich da vor knapp zwei Jahren der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht. Beinahe ein simples Delikt zu dem, weswegen jetzt die Ermittlungen gegen ihn laufen und weswegen der mittlerweile 16-Jährige aus Weißenfels in Untersuchungshaft sitzt. Ihm wird nicht nur der Überfall auf den Autohof Am Bäumchen am Straßenkreuz Bundesstraße 91 und Autobahn 38 zwischen Weißenfels und Merseburg zur Last gelegt, sondern auch ein Banküberfall im September in Weißenfels sowie die Beteiligung an zwei Raubüberfällen auf die Sparkassenfiliale in Lützen sowie eine Filiale im bayerischen Schnelldorf (Landkreis Ansbach).
Zum Ermittlungsstand halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bedeckt. Einmal deshalb, weil es um einen Jugendlichen geht - zu den Tatzeiten war er sogar noch 15 Jahre alt; zum anderen aus ermittlungstaktischen Gründen. Es seien noch nicht alle Fragen geklärt, sagte Veit Raczek vom Autobahnpolizeirevier Weißenfels, das zum Überfall auf den Autohof ermittelt. Dabei hat ein maskierter Täter mehrfach mit einer Pistole (möglicherweise einer Schreckschusswaffe) in die Luft geschossen und war mit mehreren hundert Euro Beute geflüchtet. Wie man ihm schließlich auf die Schliche gekommen ist, darüber will die Polizei im Moment nichts sagen.
Womöglich deshalb nicht, weil vor dem Hintergrund der drei Sparkassenüberfälle gegen eine ganze Tätergruppe ermittelt wird. Für den Raub vom 30. September 2014 auf die Filiale in der Weißenfelser Neustadt kommt er jedoch offenbar als Einzeltäter in Frage. Kurz nach der Tat, bei der er keine Beute gemacht hatte, war er in der Nähe des Tatortes festgenommen worden. Erbeutet hatte er deshalb nichts, weil das Geld so gesichert war, dass eine schnelle Herausgabe durch das Personal nicht möglich war. Nach fünf Minuten gab der maskierte und bewaffnete Täter auf und flüchtete. Anhand der Personenbeschreibung konnte die Polizei ihn damals schnell ausfindig machen.
Deutlich komplizierter war die Situation nach dem Überfall auf die Sparkasse in Lützen am 12. September. Erst mit den Ermittlungen zu einem weiteren Sparkassenüberfall am 22. September im bayerischen Schnelldorf gerieten zwei 18-Jährige aus Weißenfels in den Fokus der Polizei, gegen die Mitte Oktober Haftbefehle des Amtsgerichts Ansbach erlassen wurden. Der 16-Jährige soll an den Überfällen beteiligt gewesen sein.
Das bestätigte auch Hans-Jürgen Neufang von der Naumburger Staatsanwaltschaft. „Es ist aber noch nicht entschieden, wo verhandelt wird“, sagte er. Momentan laufen hinter den Kulissen die Gespräche zwischen Sachsen-Anhalt und Bayern, wo die Anklageerhebung und damit die Gerichtsverhandlung sein sollen. Normalerweise gilt bei jugendlichen Straftätern das Wohnortprinzip. „Unsere Kollegen plädieren allerdings für den Verhandlungsort in Bayern, weil dort der Schwerpunkt der Ermittlungen gelegen hat“, sagte Neufang. Dann müsse man nicht erst alle Zeugen in den Burgenlandkreis reisen lassen, sei ein weiteres Argument. „Ich kann noch nicht sagen, wie die Gespräche ausgehen“, erklärte der Staatsanwalt.
Er räumt aber schon mal mit dem landläufigen Vorurteil auf, dass dem jungen Mann im Falle, dass seine Schuld festgestellt werde, keine nennenswerte Strafe drohen würde. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit Bewährung abgeht, auch wenn nach Jugendstrafrecht verhandelt wird“, sagte Neufang. Ginge es um einen Erwachsenen, würde eine Mindestfreiheitsstrafe von fünf Jahren zur Debatte stehen. (mz)
