MZ-Plätzchenbacken in Merseburg MZ-Plätzchenbacken in Merseburg: Für den guten Zweck den Feierabend verschoben
Merseburg - Sie mussten nicht lange überredet werden: Michelle Hellie (19) und Amelie Bea Adjikou (16), zwei angehende Kinderpflegerinnen, und auch Pascal Kathe (16), der vielleicht einmal Koch wird, folgten der Einladung ihres Ausbilders Bernd Lücke und hängten nach der Schule noch fast drei Stunden dran, um beim traditionellen MZ-Plätzchenbacken im Merseburger Klinikum dabei zu sein.
Dafür kam diese Gruppe extra von den Berufsbildenden Schulen des Saalekreises (Halle) nach Merseburg. Nicht so weit hatten es Medizinpädagoge Peter Schmidt und die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin Jamie Lee Ann Mierth (17), die ihre Ausbildung im Klinikum absolviert. Ebenfalls in der Runde zum Thema Nachwuchs dabei: Nachwuchspianist Michael Nagel (13) und seine Mutter, Pianistin Anna Ignatenko.
Spitzenkoch Bernd Lücke: „Unser Beruf heißt auch mal länger arbeiten“
Zwischen Plätzchenteig und Backblechen wurde diesmal unter anderem darüber geplaudert, warum sich wer welchen Beruf, oder welches Hobby ausgewählt hat und nicht alles ist wie es scheint. „Es ist nicht alles einfach, man hat nicht immer die Spitzenzutaten wie in den Kochshows im Fernsehen“, meint Bernd Lücke.
„Unser Beruf heißt auch mal länger arbeiten, auch mal aus nichts etwas machen“, sagt der Mann, der gerade von der Koch-WM in Luxemburg mit einer Bronzemedaille zurückgekommen ist.
Was sagt der angehende Koch Pascal dazu? „Ich gucke keine Kochshows“, meint der 16-Jährige und lacht. Er mache gerade seinen Hauptschulabschluss und orientiere sich beruflich. „Ich habe auch schon ein Praktikum in einem Altenheim gemacht, und das hat mir auch gefallen mit den alten Leute. Ich hatte damit überhaupt kein Problem. Aber ich glaube, dass ich tatsächlich Koch werden möchte.“
Kochklasse im Saalekreis dieses Jahr zu klein
Das freut Bernd Lücke, der immer enttäuscht ist, wenn junge Leute nicht durchhalten. In diesem Jahr seien von den wenigen Kochlehrlingen zu Ausbildungsbeginn noch zwei abgesprungen, so dass die Klasse zu klein war und alle an die hallesche Berufsschule übergeben worden sein. „Ärgerlich.“
Wer an Heiligabend etwas ganz Besonderes tun möchte - nämlich 190 Minuten seiner Zeit verschenken, dem bietet sich im Basedow-Klinikum in Merseburg Gelegenheit dazu. Am Vormittag des 24. Dezember soll wie jedes Jahr auf den Stationen gesungen werden - für die Menschen, die am Heiligen Abend im Krankenhaus liegen müssen.
„Alle, die Weihnachtslieder singen können, sind herzlich eingeladen“, sagt Klinikseelsorgerin Angelika Rudnik. Treffpunkt ist um 8.50 Uhr im Konferenzraum des Klinikums, im Untergeschoss des Hauptgebäudes. Dort werden auch die Liedhefte verteilt.
››24. Dezember, 8.50 bis ca. 12 Uhr, Weihnachtsliedersingen im Klinikum Merseburg, Anfragen unter Tel. 03461/27 13 22
Aber natürlich - wenn ein Kochlehrling im ersten Jahr 400 Euro bekomme und der unterhalte sich mit einem Azubi aus dem öffentlichen Dienst, der 800 Euro habe. „Da muss man sich doch nicht wundern. Hier müsste es mehr Unterstützung geben“, so Lücke.
Michelle und Amelie Bea lernen bei Bernd Lücke das Einmaleins des Kochens, weil sie natürlich alles über die Ernährung von Kinder wissen müssen. „Ich habe mich für den Beruf entscheiden, weil ich schon immer auf meine Geschwister und Nichten aufgepasst habe. Ich habe auch schon in meinem alten Kindergarten vorgelesen“, erzählt die 16-Jährige. „Ich beschäftige mich einfach sehr gern mit Kindern und mag es, zu sehen wie sie aufwachsen.“
13-jähriger Pianist hat gleich mehrere Leidenschaften
Eine Leidenschaft fürs Kochen hat auch Michael Nagel, der sich dabei aber nicht die Finger verbrennen darf, denn die braucht er fürs Klavierspielen. Seine Spezialität: Omelette und er gab auch gleich sein ganz persönliches Rezept zum Besten - mit Zwiebel, Paprika, Kräutern, Mehl und Sprudel. Ob er sich vorstellen könnte, später mal Koch zu werden? „Warum denn nicht“, meinte er und Bernd Lückes Augen strahlten.
„Es gibt also doch noch Nachwuchs für unseren Job.“ Ob das tatsächlich etwas wird? Immerhin sammelt Michael einen Musikpreis nach dem anderen ein. 2017 gewann er den Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“. Im Oktober 2017 wurde er erster Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs in der Kategorie Klavier-Solo in Donezk in der Ukraine. Und mit seinem zweiten Instrument, der Trompete, holte er sich 2018 den 2. Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Lübeck.
Die Plätzchen, die in diesem Jahr im Carl-von-Basedow-Klinikum gebacken wurden, gehen übrigens am Heiligabend an die Sängerinnen und Sänger, die vormittags auf den Stationen des Krankenhauses singen werden. (mz)
