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Abschied mit Bronze Abschied mit Bronze: Koch aus Halle setzt sich gegen Welt-Elite durch

Von Katja Pausch 16.12.2018, 11:00
Bernd Lücke ist Koch aus Leidenschaft. Von Weltmeisterschaften hat er sich jedoch jetzt verabschiedet.
Bernd Lücke ist Koch aus Leidenschaft. Von Weltmeisterschaften hat er sich jedoch jetzt verabschiedet. Silvio Kison

Halle (Saale) - Eigentlich wollte er gar nicht mehr. Schon länger hatte Bernd Lücke geschworen: Nie mehr aufs internationale Parkett, auf dem sich die Star-Köche aus aller Welt am Herd und an den Servierplatten duellieren. Nun aber hatte es den 58-Jährigen, der sich ein wenig zu alt fühlt für derartige Herausforderungen, dann doch noch mal in den Fingern gejuckt: Lücke trat Ende November bei der Koch-Weltmeisterschaft Expogast in Luxemburg an - und holte sensationell Bronze.

Hallenser holt Bronze bei Koch-WM: Warum Bernd Lücke sogar mit Geschirr nach Luxemburg anreiste

Angetreten war der hallesche Berufsschullehrer gegen mehr als 120 Köche aus 53 Nationen - alle Achtung! Darunter sei er aus der Region der Einzige gewesen, sagt er. Lücke startete in der Kategorie Culinaria - Fingerfood und Gala-Menü. Fünf Uhr morgens wurde mit dem Aufbau begonnen: In den Messehallen, in denen die Koch-WM alle zwei Jahre stattfindet, gibt es nichts vor Ort. „Alles wird von den Wettkampfteilnehmern mitgebracht und aufgebaut“, so Lücke, der von Crash-Eis bis Kochlöffel, Wassertopf, Arbeitsgerät und sämtliches Geschirr im eigenen Auto nach Luxemburg transportiert hat. Sogar Lappen, Eimer und Spülmittel gehören ins Wettkampfgepäck.

„70 Prozent bringe ich von zu Hause, den Rest muss man sich vor Ort besorgen“, so Lücke. Man müsse gut planen, dürfe nichts vergessen, denn bei der WM sei man auf sich allein gestellt.

Hilfe bekam Profi-Koch Bernd Lücke von ungewöhnlicher Seite

Einen Helfer hatte Lücke, der seit Jahren als Einzelkämpfer antritt, aber doch: Enkel Theo war wie stets dabei. „In den Oktoberferien haben wir gemeinsam für die WM geübt“, so Lücke, der stolz auf den Achtjährigen ist. Aber auch wenn Theo seit seinem fünften Lebensjahr an Opas Seite auf internationalem Parkett mitspielt - Koch will er nicht werden, jedenfalls zur Zeit nicht. „Da findet er Fußball viel spannender“, so Theos Großvater.

Gala-Menü in drei Stunden vorbereitet

Und was hat Lücke nun nach rund drei Stunden Wettkampfzeit, in der alle Gerichte entstehen müssen, der gestrengen Jury präsentiert? „Das Gala-Menü bestand aus der klassischen Abfolge Suppe - einem Duett aus Felsenbirne hell (Sahne) und dunkel (Holunder)- , eine Trilogie aus Sülze als Vorspeise und eine Terrine aus Lachs und Zander als Zwischengericht“, so Lücke.

Als Hauptspeise wurde confierte Wachtelkeule an einer Trilogie aus Mischpilzen gereicht, das Dessert unter dem Motto „raffiniert serviert“ war noch einmal eine Trilogie - diesmal aus Marzipan. „Und jedes Mal, wenn du fertig bist mit deiner Präsentation und Zeit hast, dir die Konkurrenz anzuschauen, bekommst du Bammel“, gibt der mit vielen internationalen Auszeichnungen bedachte Hallenser zu.

Siet Jahren räumt der Koch aus Halle bei internationalen Wettkämpfen ab

2004 schon vertrat der hallesche Berufsschullehrer an der Saalkreis-Berufsschule erstmals Mitteldeutschland bei der Luxemburger WM - damals noch in einer Mannschaft - und holte Bronze. Viele internationale Wettkämpfe bestritt Lücke seitdem erfolgreich: Gold beim Weltcup in Stuttgart 2008, dreimal Olympia-Bronze, und auch 2014 kämpfte sich Halles Star-Koch auf den dritten Platz der Weltrangliste.

Nun sollte es endlich der Weltmeistertitel werden, doch der war Lücke nicht vergönnt. „Ich wollte Weltmeister werden“, sagt Lücke. Das bleibe nun ein Traum. Dass er trotz vorheriger Zweifel dann noch noch mal angetreten ist, darauf ist er stolz. Die Konkurrenz, vor allem aus Asien, sei groß. Und er selbst sei nicht mehr der Jüngste. „So eine Koch-WM ist der pure Stress“, sagt er. Und: „Es hätte auch schief gehen können.“ Dennoch habe er sich nun mit der Platzierung arrangiert: „Für mich ist diese Medaille Gold wert.“ (mz)