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Mol Katalysatortechnik Mol Katalysatortechnik: Aus Merseburg über den großen Teich

Von Undine Freyberg 22.09.2016, 06:00
Der Blick vom Kraftwerk Rostock in Richtung Strand. Von dort kommt das Wasser, das mit dem Merseburger Verfahren gereinigt wird.
Der Blick vom Kraftwerk Rostock in Richtung Strand. Von dort kommt das Wasser, das mit dem Merseburger Verfahren gereinigt wird. Jan Koppe

Merseburg - Terry Watkins ist extra aus Amerika  nach Merseburg gekommen, um sich mit eigenen Augen die Firma anzusehen, die sich das Thema Sauberkeit ohne Chemie groß auf die Fahnen geschrieben hat. Denn die Entwicklungen von Mol Katalysatortechnik interessieren auch seine Firma drüben in Texas.  „Wir möchten gern mit den Merseburgern zusammenarbeiten“, sagt der 53-Jährige von der Firma Cape mit Sitz in San Antonio. Cape betreut die verschiedensten Anlagen in der amerikanischen Großindustrie. „Und wir sind sehr interessiert an Verfahren, die auf schonende Weise für Sauberkeit  sorgen.“

Vorzeigeprojekte der Mol Katalysatortechnik

Watkins wurde unter anderem eines der Vorzeigeprojekte der Mol Katalysatortechnik vorgestellt, mit dem sich die Merseburger Firma um den Umweltpreis  des Landes Sachsen-Anhalt bewirbt: das Steinkolekraftwerk Rostock, das dank einer Erfindung aus Merseburg besonders sauberes Wasser nutzen kann.

Wasser aus der Ostsee

Das Kraftwerk zieht sich sein Wasser  direkt aus der Ostsee. Es wird hinter der Hohen Düne in Warnemünde angesaugt und über eine acht Kilometer lange Leitung zum Kraftwerk befördert. Direkt am Anfang der Leitung wurden sogenannte Mol-Lik-Module der Merseburger Firma  eingebaut.  Lik steht dabei für lichtinduzierte Katalyse. Licht unterstützt also das von der Firma entwickelte Reinigungsverfahren, das mit Hilfe von hauchdünnen Mineral-Metall-Folien arbeitet. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass  das Wasser aus der Ostsee auf umweltschonende und ungiftige Art und Weise gereinigt wird.

600 Tonnen Heizöl sparen

Damit gerät nur sauberes Wasser in den Kreislauf des Kraftwerks - ohne Gefahr, dass sich ein ekliger grüner Biofilm bilden kann. Im Kraftwerk wird das Wasser durch große Hitze zunächst in Wasserdampf verwandelt, der dann eine Turbine zur Stromerzeugung antreibt, danach kondensiert das Wasser wieder. „Da das Wasser dann aber immer noch ausreichend warm ist, wäre es Verschwendung, es nicht noch weiter zu benutzen“, meint Hartmut Lausch, Mitgesellschafter und Leiter der Anwendungstechnik bei Mol Katalysatortechnik. Deshalb werde das Wasser im Anschluss in das benachbarte Düngemittelwerk gepumpt. Dort kann es zur Verdampfung von Ammoniak benutzt werden, welches einen Siedepunkt von minus 33 Grad hat.  „Dadurch, dass das Wasser vom Kraftwerk genutzt wird,  spart das Düngemittelwerk 600 Tonnen Heizöl pro Jahr und damit eine ganze Stange Geld“, sagt Jan Koppe, bei der Firma Mol der Verantwortliche für internationale Projektentwicklung.

Terry Watkins ist begeistert. „Wir haben jede Menge Anlagen, in denen Wasser benutzt wird - das Verfahren wäre also perfekt für uns.“ Watkins war nicht zum ersten Mal in Deutschland. Von 1989 bis 1992 war er als GI für die Air Force in  Ramstein  stationiert, von 1999 bis 2002 dann in der Nähe von Trier. „Aber mein Deutsch ist leider schlecht. Ich kann mir ein Bier bestellen, und ich würde nicht verhungern, aber ansonsten kann ich nicht viel sagen.“ 

Mol-Lik-Verfahren für US-Industrie

Auf die Arbeit mit Mol freut er sich. Watkins betont, dass man nicht etwa die Lizenz für das Mol-Lik-Verfahren kaufen möchte, sondern an einer Zusammenarbeit  interessiert ist.  Die Firma Cape  ist nicht nur im Facility Management   (Anlagenbetreuung), sondern  auch in der Altlastensanierung  tätig. Für das US-Militär beräumt die Firma sogar Minenfelder.
„Wir haben  einen ersten Vertrag mit den Amerikanern unterschrieben“, erzählt  Jan Koppe. „Das heißt, dass unser Mol-Lik-Verfahren in nicht all zu ferner Zukunft in der US-Großindustrie Einsatz finden wird. Nachdem wir uns bereits in Deutschland und Europa einen Namen gemacht haben, macht uns dieser Schritt über den großen Teich mächtig stolz.“

Verfahren in Weißrussland, Kasachstan und der Russischen Föderation eingesetzt

Die Technik der Mol Katalysatortechnik  wird nicht nur in Schwimmbädern oder Kraftwerken in ganz Europa eingesetzt, sondern auch auf einer 20 Millionen Quadratkilometer großen Fläche (doppelt so groß wie Europa) im Bereich der Zollunion von Weißrussland, Kasachstan und der Russischen Föderation. Dort wird mit dem Verfahren Trinkwasser und Wasser aus unterirdischen und oberirdischen Quellen gereinigt.
Mol hat gerade eine Auszeichnung im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ erhalten. 2014 hatte die Firma den 1. Platz beim Preis der Umweltallianz des Landes belegt, 2015 erreichte sie Platz drei beim Hugo-Junckers- Forschungspreis. (mz)

Jan Koppe (l.) und Terry Watkins
Jan Koppe (l.) und Terry Watkins
Undine Freyberg