Mittelstand Mittelstand: Neue Steuergesetzgebung reicht nicht aus
Querfurt/MZ. - Rüdiger Seyffarth erscheint müde, wenn er durch sein Querfurter Autohaus geht. Wer den Geschäftsmann schon längere Zeit kennt, hat Mühe, in ihm noch den kämpferischen Rennfahrer, den Mitreißer und Optimisten von einst zu erkennen. "Das bin ich auch nicht mehr", winkt er resignierend ab. Er werde wohl daran gehen, einige seiner Filialen zu schließen, so wie er schon seine Go-Cart-Bahn in Altweidenbach wegen fehlendem Zuspruchs geschlossen hat. Am Ende könnte wieder ein echter Familienbetrieb stehen.
"Mit weniger Ausgaben reichen dann vielleicht die Einnahmen, um eingermaßen ordentlich überleben zu können", so der Autohändler, der schon zu DDR-Zeiten den Weg in die Selbstständigkeit gesucht hatte. "Alle wollen in Magdeburg regieren, aber was Produktives tun, das will keiner. Große Worte fallen von wegen Mittelstand und Standbein der Wirtschaft. Ich habe noch niemanden getroffen, der uns Mittelständlern wirklich und vor allem ehrlichen Herzens geholfen hat. Und wenn der Mittelstand immer mehr kaputt geht, gibt es auch keine Arbeitsplätze. Wer arbeitslos ist, kann weniger konsumieren. Das schadet wieder uns Mittelständlern. Die Rezession, in der wir uns befinden, lässt kaum Hoffnung auf Besserung. Schade, dass mit der Einführung des Euro nur die Mark halbiert wurde und nicht auch die Arbeitslosenzahlen", ist er pessimistisch.
Ordentliche Steuergesetze müssten her, und die Fördermittel müssen besser eingesetzt werden. "Was nutzt es uns, wenn Millionen Euro an Fördermitteln in ein Projekt gepumpt werden, das gerade mal 200 Arbeitsplätze schafft. Diese Millionen könnten viel besser an den Mittelstand verteilt werden, der wiederum viel mehr Arbeitsplätze damit schaffen könnte", hat Rüdiger Seyffarth Lösungen parat. Bisher habe er jährlich zehn Lehrlinge ausgebildet. In 2002 wird es einen Ausbildungsplatz in seinem Hause geben. "Die Forderungen, die mit einem Ausbildungsplatz verbunden sind, lassen uns gar keine Wahl. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten", glaubt er für viele seiner Kollegen zu sprechen.
Wenn in dieser Region nicht bald etwas passiere, blute sie aus. Hier sei die Politik gefragt, nicht nur in Ammendorf oder Leuna. "So lange man Arbeitslosenzahlen schön schwindelt, indem Prämien an junge Leute gezahlt werden, wenn sie sich in den alten Ländern ansiedeln und damit hier aus der Statistik fallen, so lange wird sich hier nichts tun. Wir bilden die jungen Menschen bei uns aus, damit sie dann im Westen die Wirtschaft stärken, da kann man doch die kalte Wut bekommen."
Und dann sei da auch noch der Druck der Hersteller, unter denen nicht nur er als Händler leide. Auch die Kollegen, die andere Marken im Laden stehen haben, müssen sich beugen. Abnahmeverpflichtung und Einfluss der Konzerne auf den Neuwagenvertrieb nennt er dafür als Beispiele. "Wenn da nicht die Kreissparkasse wäre, die ihre Verantwortung für den Mittelstand erkannt hat und ein guter Partner ist, sähe es für manchen noch schlechter aus", will Rüdiger Seyffarth ein Lob loswerden, ehe er wieder in seinem Büro verschwindet, um über Lösungen nachzudenken, die die Lage des Mittelstandes verbessern könnten.