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Mit zwei Paar Socken fünf Wochen auf Wanderschaft

Von ELKE JÄGER 10.06.2010, 16:14

MERSEBURG/MZ. - Die Socken, die Kristina Kliche immer mal wieder zur Hand nimmt, würde man nicht mehr in die Kleidersammlung geben. Ein Paar in verwaschenem Weiß und mit deutlichen Gebrauchsspuren - wer sollte das schon haben wollen?

Für die 61-jährige Merseburgerin bedeuten sie allerdings etwas ganz Besonderes: Mit diesen Socken war sie vor eineinhalb Jahren fünf Wochen lang unterwegs auf dem Pilgerweg bis nach Santiago de Compostela in Spanien. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Gabriele Winzig legte sie eine Strecke von 800 Kilometern zurück, einen großen Teil zu Fuß.

Darüber berichtet die engagierte Frau - vielen bekannt als Autorin des Erinnerungsbuches einer "Gagfah-Göre" - am Montag 18 Uhr in der Merseburger Neumarkt-Kirche. Der Vortrag ist eingebunden in die Eröffnung einer Foto-Ausstellung über die Pilgertour. Frau Kliche hat aus über 400 Aufnahmen die aus ihrer Sicht interessantesten ausgewählt und einen Kalender gestaltet. Die einzelnen Blätter präsentiert sie nun in der Neumarktkirche St. Thomae, die ja auch Pilgerherberge ist.

Den Entschluss, sich gemeinsam auf den Jakobsweg zu begeben, fassten die Freundinnen aus Kindertagen (beide sind Jahrgang 1948) an einem Frühlingstag im März 2009. Am 12. August ging es dann tatsächlich los - zuerst mit dem Zug bis Paris. In den Pyrenäen begannen sie ihre Wanderung. Bei den Probetouren daheim waren sie an verschiedenen Tagen bei Sonne und Regen zum und um den Geiseltalsee marschiert. Im etwa sieben Kilo schweren Rucksack steckten neben einmal Wäsche zum Wechseln Sandalen, ein Regencape, die Wasserflasche und das Tagebuch.

"Am Anfang hatte ich mal Blasen an den Füßen, aber gesundheitliche Probleme gab es nicht", erzählt Kristina Kliche. Täglich bewältigen sie ein Lauf-Pensum von 20 bis 25 Kilometern, benutzten aber auch den Bus. Geschlafen haben die beiden Frauen meist in den einfachen Pilgerherbergen, manchmal gönnten sie sich ein Zimmer in einer Pension oder bei einem Privatvermieter. "Nach der Ankunft wurde geduscht und dann die Sachen gewaschen", schildert Frau Kliche das täglich wiederkehrende Ritual. Ans Aufgeben haben beide zu keiner Zeit gedacht.

Ausstellungseröffnung und Vortrag am 14. Juni 18 Uhr in der Neumarktkirche Merseburg.