Mit Biomasse in die Zukunft
Merseburg/MZ. - Ihre Spezialität sind neuartige Holzvergasungsanlagen, die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme ermöglichen . Das Merseburger Unternehmen bioenergy systems gilt als Pionier für die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere von Biomasse. Mit der nun preisgekrönten Anlage der Firma könnten dank einer inzwischen patentierten Kombination aus traditionellem thermochemischen Vergaser und herkömmlichen Blockheizkraftwerk erstmals sowohl Grünmasse und Stroh und später einmal sogar Klärschlamm wirtschaftlich sinnvoll und umweltfreundlich verarbeitet werden.
Jetzt haben sich die innovativen Merseburger noch einen Partner mit ins Boot geholt: die Hamburger Need-Gruppe. Und bioenergy-Vorstand Ralph Brendler zeigt sich sehr optimistisch: "Es gibt Überschneidungen und Synergien zwischen unseren beiden Unternehmen, die wir nutzen und intensiv ausbauen wollen." Der geschäftliche Schwerpunkt der Need-Gruppe liege laut Brendler im Handel mit Biotreibstoffen, die unter anderem über ein eigenes Tankstellennetz in mehreren europäischen Ländern vertrieben würden.
Besonders hervorgetan hat sich das Hamburger Unternehmen auch als Entwickler neuer Pflanzenöltechnologien für den Einsatz in Nutzfahrzeugen. Es gehöre so zu den Vorreitern der Pflanzenölnutzung im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung in Deutschland. Es sei somit für Betreiber von Blockheizkraftwerken einer der wichtigsten Treibstofflieferanten, unterstreicht Brendler. Ermöglicht wurde die neue Verbindung von Need und den pfiffigen Merseburgern durch eine Kapitalmarkttransaktion, bei der Need die Aktienmehrheit an bioenergy systems erworben hat, betont Brendler, der selbst Verarbeitungstechnik in Merseburg studiert hat. Und vereint wollen die beiden Unternehmen nun den Markt mit den Vergaser-Anlagen aufrollen. Deshalb sucht Brendler nun händeringend zugleich auch nach motivierten Praktikanten und einen Mitarbeiter im Bereich Controlling und Rechnungswesen. Und als großes Plus: "Anders als ein Großteil der bisherigen Biogasanlagen sind unsere Erzeugnisse nicht von bestimmten Energieträgern abhängig. Die Preiskapriolen des Marktes lassen uns deshalb kalt", unterstreicht der Energieexperte. Vielmehr verwerte er mit ungewöhnlich hohem Wirkungsgrad bislang ungenutzte und meist sehr aufwändig zu entsorgende Reststoffe. Dazu zählten Grünschnitt aus privaten Gärten und den Kommunen, ebenso grob gehäckseltes Landschaftspflegeholz, Stroh, ja selbst Pferdemist. Die Technologie hat die Merseburger Firma, die noch Standorte in Artern und München hat, extra weiter entwickelt.
Beide Firmen erwarteten sich nun vielfältige positive wirtschaftliche Effekte. Brendler: "Wir sind davon überzeugt, mit dem Deal unser gemeinsames Wachstum beschleunigen zu können. Need ergänzt uns um potenzielle Kunden, ein großes Vertriebsnetz und Kontakte ins Ausland. Wir haben eine innovative Technologie, mit der sich Blockheizkraftwerke weitgehend ohne den Einsatz von Pflanzenöl betreiben lassen."
Denn mit dem Einsatz von Pflanzenöl gerieten immer mehr Blockheizkraftwerke an den Rand der Rentabilität, so der 36-jährige Unternehmer. Deshalb zeige sich, dass jetzt viele nach kostengünstigen Alternativen suchten.