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Mit 73 Jahren ist Schluss Mit 73 Jahren ist Schluss: Günter Nolze lässt den Bus stehen

Von Melain Müller 31.07.2015, 08:28
Günter Nolze stellt den Bus endgültig ab.
Günter Nolze stellt den Bus endgültig ab. Peter Wölk Lizenz

Querfurt - Günter Nolze ist mit Leib und Seele Busfahrer. Also hat er entschieden, auch nach Eintritt in das Rentenalter seiner Firma und seinem Bus treu zu bleiben. Doch nun ist Schluss. Mit fast 74 Jahren stellt Nolze den Bus endgültig auf dem Hof der Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt (PNVG) ab. Heute ist der letzte Tag des ältesten Busfahrers der PNVG, und am Sonntag läuft seine Erlaubnis für das Busfahren aus. Dieses Mal gibt es keine Verlängerung für den Obhausener.

1964 begann der heute 73-Jährige seinen Arbeitsweg beim VEB Kraftverkehr in Querfurt und durfte dort erst einmal den Traktor fahren. Später habe er sich für den Lkw qualifiziert und ist dann auf den Bus umgestiegen. „Damals haben wir noch alles selber gemacht“, blickt er zurück. Für die Reparaturen am Bus hatte er immer alles dabei. Einen Arbeitsanzug, Handschuhe und Stiefel, eine Schaufel und einen Besen. Auch gewaschen haben die Busfahrer ihre Fahrzeuge selbst im Freien. Im Sommer wie im Winter. „Heute ist das natürlich alles viel komfortabler“, sagt Nolze.

Geschichten und Probleme der Fahrgäste

Gern erinnert er sich an seine 50 Dienstjahre in einem Unternehmen, in dem er sich immer wohlgefühlt hat. „1974 habe ich Günter Nolze kennengelernt“, sagt Chef und Geschäftsführer Lothar Riese. „Du hast ein Praktikum gemacht“, ergänzt Nolze mit einem Lachen.

Der Busfahrer kennt den Kreis wie seine eigene Westentasche, vor allem aber auch die Stadt Querfurt. „Ich bin fünf Jahre die Stadtlinie gefahren“, so Nolze. Das war bis zur Rente. Und so wie er seine Fahrgäste, deren Geschichten und Probleme kannte, kannten die ihren Busfahrer. „Manchmal habe ich den älteren Fahrgästen auch die Taschen die paar Meter zur Tür getragen. Warum auch nicht?“ Für Nolze waren diese kleinen Gesten selbstverständlich. „Und wenn es geregnet hat, bin ich zehn Minuten eher zum Busbahnhof gefahren. Die Leute sollten nicht im Regen stehen.“ Auch Schüler hat der 73-Jährige gefahren. „Ich wusste genau, wen ich gleich vorn bei mir behalten muss“, sagt er lächelnd.

Bei der PNVG ist es üblich, dass die Fahrer zumeist denselben Bus fahren und sich dann auch gut um ihn kümmern. Da gehe man eben mal schnell durch und hebe den Müll auf. Auch für Nolze eine wichtige Aufgabe. Nun stellt er aber seinen Bus ab. „Es fällt mir schwer“, sagt er wehmütig. „Busfahren war wie mein täglich Brot. Ich habe es sehr gern gemacht.“

In den vergangenen Jahren nach Rentenbeginn ist Nolze selbstverständlich keine 40 Stunden mehr Bus gefahren. „Vor allem wenn es mal eng geworden ist, habe ich angerufen, und er kam vorbei“, sagt Riese. Doch auch wenn Nolze weniger fuhr. Die ärztlichen Untersuchungen musste er wie alle Busfahrer bestehen. „Schließlich haben wir hier eine große Verantwortung“, so Riese. Nun hängt Nolze die Zündschlüssel an den Nagel und genießt ein bisschen die freie Zeit. „Ach, man hat ja immer genug zu tun“, sagt er und steigt ein letztes Mal in seinen Bus. (mz)