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Millionenbetrug wegen Zukunftsangst

Von Gert Glowinski 21.03.2005, 19:00

Leuna/Halle/MZ. - Den Angeklagten wird gemeinschaftlicher Betrug zur Last gelegt. Die 53-Jährige war im September 1997 alleiniger Vorstand, die 48-Jährige war zu dieser Zeit Leiterin der Finanz-Abteilung. Zusammen sollen sie in Vorbereitung der Fusion angereisten Vorstandsmitgliedern der Novitas-BKK einen frisierten Geschäftsbericht für 1996 übergeben haben. Darin waren Schulden der Leuna-BKK in Höhe von rund 9,7 Millionen Mark verzeichnet. In Wirklichkeit lag diese Summe jedoch deutlich höher: bei mehr als 18 Millionen Mark. "Wir werfen den Angeklagten vor, die anderen Vorstandsmitglieder vorsätzlich getäuscht zu haben", sagte Staatsanwältin Heike Geyer der MZ.

Wegen der manipulierten Geschäftszahlen kam tatsächlich zu einer Fusion zwischen den Kassen. Als sich herausstellte, dass der Rechenschaftsbericht gefälscht war und die Verbindlichkeiten viel höher waren als angenommen, war der Schaden bereits entstanden: die Novitas musste den Schuldendienst bedienen, der eigentlich Sache der Leunaer BKK gewesen wäre.

Laut Anklage soll es den Angeklagten bei ihrem Betrug genau darauf angekommen sein. Offenbar rechneten die beiden Frauen jedoch damit, dass ihr Betrug auffliegen könnte. Wahrscheinlich wollten sie sich aus der Angelegenheit herausreden. "Ein bemerkenswerter Vorgang", sagte Staatsanwältin Geyer zum gesamten Tathergang.

Den beiden Angeklagten drohen bei einer Verurteilung empfindliche Geldstrafen oder Haftstrafen bis zu fünf Jahren. Juristen gehen aber in diesem Fall wegen der Höhe des Schadens von einer Freiheitsstrafe aus.

Für den Prozess sind am Landgericht Halle 15 Verhandlungstage anberaumt worden. Ende August wird ein Urteil erwartet. Aber bereits am Donnerstag könnten sich die beiden Angeklagten zu den Vorwürfen äußern.