Wiedereröffnung alter Sportanlage im Saalekreis Merseburger nehmen ihre Radrennbahn neu in Besitz
Der erste Tag der offenen Tür auf der reaktivierten Radrennbahn stößt bei den Merseburgern und ihren Gästen auf sehr große Resonanz.

Merseburg/MZ - Als Ehrengast hat man manchmal mehr zu tun als nur Hände zu schütteln. Radsportidol Täve Schur jedenfalls, mittlerweile 92 Jahre alt, war Sonnabend auf der Merseburger Radrennbahn ganz schön beschäftigt:
Band durchschneiden, Rennen starten, seinen Fans Autogramme und der Presse Interviews geben ... Stets dicht umringt, erzählte der ehemalige Radrennfahrer und Friedensfahrtsieger darüber hinaus launig, dass er auf dieser Bahn selbst einmal fuhr, aber von den Einheimischen abgehängt wurde, „weil die ja keine Bremsen kannten“.

Keine Frage, eine Legende wie er lockte noch einmal zusätzlich Neugierige auf das Gelände am Airpark, wo es erstmals einen Tag der offenen Tür gab, seit eine Merseburger Interessensgemeinschaft die landesweit einzige Radrennbahn reaktivierte.
Welche Pläne es gibt
Gemeinsam mit dem Landesverband Radsport war nun jedermann eingeladen, nach jahrzehntelanger Schließung einmal selbst eine Runde über das 375 Meter lange und 74 Jahre alte Oval zu drehen. Natürlich wurden gleichzeitig auch die Pläne zur radsportlichen Wiederbelebung erläutert.
Einerseits will der Landesverband, seit August für anderthalb Jahre Mieter, künftig regelmäßig mit dem Nachwuchs auf der Bahn trainieren. Andererseits möchte sich die jetzige Merseburger Interessengemeinschaft gern in einen Förderverein umwandeln und das Gelände ebenso regelmäßig für Merseburger Hobbyradfahrer öffnen, wie Hans-Peter Petzold von der Interessengemeinschaft erzählte.
Beim Bürgerbudget Merseburg beworben
Dafür braucht es vor allem finanzielle Hilfe. Deshalb haben sich er und seine Mitstreiter für das städtische Bürgerbudget 2023 beworben. Am Stand, wo nun Kaffee und Kuchen gereicht wurden, lag ein Flyer aus, wo die Besucher bei der Abstimmung am 2. November um Unterstützung gebeten wurden. 300 Euro mehr lagen am Ende des Tages bereits in der Kasse, wie Heinz-Joachim Becker, ebenfalls Mitglied der Interessengemeinschaft und regional bekannt als Karikaturist, berichtete.
Er hatte nicht nur für Täve Schur eine Karikatur vorbereitet, die daran erinnerte, wie der Rennradfahrer am 8. Mai 1952 auf einer Friedensfahrt Merseburg durchquerte. Zusätzlich hatte er auch eine kleine Karikaturenausstellung zum Thema Radfahren mitgebracht. Diese Bilder seien dann mit Signatur von Täve Schur erfolgreich versteigert worden, teilte Heinz-Joachim Becker mit.
Erinnerungen werden wach
Bei den Besuchern schaute man am Sonnabend in viele strahlende Gesichter. Das Merseburger Ehepaar George genoss die Runde auf der Bahn bei Musik, wobei ein selbst aufgebautes Rad aus dem Jahr 1936 zum Einsatz kam. Hubert Arlet aus Merseburg hoffte, Kumpel von früher zu treffen, denn er hatte hier Anfang bis Mitte der 1960er Jahre Radsport betrieben. „Meine Fahrerlizenz habe ich noch“, sagte er und wollte auch nicht ohne Autogramm von Täve wieder gehen. „Denn er ist mein Idol. Wegen ihm habe ich mit dem Radsport überhaupt angefangen.“
Hanjo Lehmann aus Merseburg zeigte überall sein T-Shirt mit Täve-Unterschrift. „Er ist eine lebende Legende“, begründete der leidenschaftliche Radfahrer. Auf der Merseburger Bahn hatte auch er Mitte der 1970er Jahre mit dem Sport begonnen. Später war er nach Leipzig zur DHfK gewechselt. Heute ist der Triathlonclub Merseburg sein Verein, und er ist dort immer noch als Radfahrer aktiv.