Merseburger Lachnacht Merseburger Lachnacht: Die Kulturchaoten treffen ins Schwarze

Merseburg - Eigentlich war es schon ein ziemlich gewagter Kontrast zum ehrwürdigen Ambiente des Erhard-Hübener-Saals im Merseburger Ständehaus. Mit Lockenwicklern im Haar und in eine altbackene Küchenschürze gehüllt erschien dort einer der drei Protagonisten des Abends auf der Bühne: Als echtes Weibsbild, das auch so seine Problemchen mit den Pfunden hat, präsentierte sich Guido Klode alias „Lilli“ ihrem Publikum, nahm dann unter anderem den Magerwahn in der Modebranche aufs Korn und schwang zudem singend das Tanzbein - im Rahmen seiner beziehungsweise ihrer Möglichkeiten.
Bei der Merseburger Lachnacht am späten Samstagabend gewann der Unterhaltungskünstler aus Hessen mit seinem ungewöhnlichem Charme schnell die Herzen der zahlreichen Besucher. Er war nicht der einzige, dem das gelang. Zwei weitere Akteure durften vor 270 Gästen ebenfalls Humor und Kreativität beweisen: Grundschullehrerin Christine Eixenberger und das Nürnberger Unikat „Bembers“, der auf den bürgerlichen Namen Roman Sörgel hört, sorgten wie Klode für viele Lacher.
Für jeden Geschmack
Über die spezielle Art und Weise, mit der Lehrerkollegen den Grundschülern in Bayern die Fortpflanzung erklären wollten, regte sich Eixenberger unter anderem augenzwinkernd auf. Einen ereignisreichen Saunabesuch brachte Schwergewicht Bembers zur Sprache, ebenso ein von ihm zunächst unterschätztes Silvesterfeuerwerk, das dann seine Heimatstadt fast in Schutt und Asche gelegt hatte.
Der Humor des Nürnbergers war zuweilen etwas derb, traf aber wohl den Nerv der meisten Besucher. „Ich denke, dass wir eigentlich wieder für jeden Humor-Geschmack etwas dabei haben. Darauf achten wir auch immer“, meinte Christian Grunwald von den Merseburger Kulturchaoten. Für den acht Mitglieder zählenden Verein, der einst die Merseburger Lachnacht ins Leben gerufen hatte, war die aktuelle Auflage des Events eine besondere: Zum zehnten Mal ging die Lachnacht über die Bühne. „Mit der Besucherzahl sind wir wieder zufrieden. Maximal 300 Leute hätten hier im Saal Platz gefunden“, sagte Grunwald zur Resonanz bei der Jubiläumsauflage. „Den Zuschauerrekord von 320 Gästen konnten wir zwar nicht knacken, aber den hatten wir erreicht, als die Lachnacht noch im Domstadtkino stattfand“, erwähnte er.
Erfolgreiches Konzept
Die Lachnacht ist sozusagen das Lieblingskind der Kulturchaoten, die mehrere Veranstaltungen im Jahr auf die Beine stellen. „Das Konzept funktioniert sehr gut“, meinte Grunwald. Noch relativ unbekannte Künstler, die aber großes Potenzial haben, spürt der Verein auf und versucht dann, sie für die Lachnacht zu gewinnen.
Dadurch halten sich auch die Eintrittspreise in Grenzen. Der gemeinnützige Verein will schließlich nur kostendeckend wirtschaften. Mittlerweile hat sich aber auch die Lachnacht selbst einen Namen gemacht. Für so manchen Komiker sei sie bereits das sprichwörtliche Karriere-Sprungbrett gewesen. „Wir hatten schon Künstler hier, die mittlerweile von ihren Auftritten leben können und die wir uns heutzutage nicht mehr leisten könnten“, sagte Grunwald, der sich gemeinsam mit seinem Verein über den abschließenden Applaus freute. (mz)
