Merseburg Merseburg: Züge durch die Winterwelt
merseburg/MZ. - Ein Weihnachtsmann verteilt an einem verschneiten Bahnhof Geschenke an einen kleinen Jungen. Hinter dem Gebäude stehen Schlittschuhläufer auf einem zugefrorenen Teich - nur zwei von unzähligen minimalistischen Details bei der Modellbahnausstellung, die über 300 Quadratmeter Fläche in der Klia-Passage einnimmt.
Die Zuschauer sehen Eisenbahnplatten, in denen jahrelange akribische Vereins-Arbeit steckt: sägen, feilen, schottern, kleben, bemalen, Grasmatten verlegen, wieder kleben, Kabel verlegen. . . Handwerkliches Geschick und Kenntnisse in der Elektrik gehören zum Vereinsalltag dazu. "Wenn die Kinder die Welten bei den Ausstellungen sehen, dann denken sie, dass wir im Verein ständig die Züge fahren lassen. Aber das machen wir eben nur an den 14 Tagen im Jahr bei den Ausstellungen", sagt Sven Reichhardt vom Merseburger Modellbahnclub (MMC). Deswegen gibt es bei ihm im Verein auch eine halbjährige Probezeit für alle jungen Neueinsteiger.
Sven Reichhardt hat in diesem Jahr die Lokomotiven repariert. Hinzu kamen Instandhaltungsarbeiten, damit zur Ausstellung wieder alles funktioniert. Dennoch überwacht der Elektroplaner einer Zwintschönaer Firma rund um die Uhr zusammen mit anderen Helfern den Schienenverkehr bei seiner Ausstellung. Denn immer wieder entgleisen Züge oder bleiben einfach stehen. Und weil für die neuntägige Ausstellung sehr viel Zeit draufgeht, haben sich einige Modellbauer wieder eine Woche Urlaub genommen.
Schon am vergangenen Freitag sind sie mit einem LKW vor der Passage vorgefahren, um die einzelnen Platten reinzubringen und aufzubauen. Die Abläufe sind mittlerweile einstudiert. Seit vier Jahren mieten sich die Vereine zur Adventszeit im Einkaufszentrum ein. "So kommt wieder ein bisschen Leben hier in die Bude" sagt Reichhardt und spielt auf die leerstehenden Räume in der Passage an. "Wenn es hier jetzt allerdings vermietet wäre, dann hätten wir ein Problem. Früher waren wir im Alten Rathaus und das wird saniert."
So aber haben sie viel Platz für ihre langen Gleisstrecken mit Miniaturausgaben von ICE und Regionalbahnen.
Am 6. Dezember wird sich ein Modellbauer als Nikolaus verkleiden und Bonbons an die Kinder verteilen. Allein schon wegen dieses Tages wählten die Modellbauer immer in die Anfangszeit des Dezember für ihre Ausstellung. "Später sind die Leute nur im Weihnachtsstress, da ist es auch nicht gut", sagt Reichhardt.
Einmal haben sie auch versucht, im Sommer ihr Hobby auszustellen, allerdings vergeblich, wie sich Reichhardt erinnert: "Denn Modelleisenbahn-Ausstellungen gehören in den Winter."