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Konkurrenz  Merseburg : Wie das Domstadtkino den Streaming-Diensten trotzt

Von Michael Bertram 13.07.2016, 14:34
Ulrich Jacobi sieht das Domstadtkino für die Zukunft gerüstet - trotz harter Konkurrenz des TV.
Ulrich Jacobi sieht das Domstadtkino für die Zukunft gerüstet - trotz harter Konkurrenz des TV. Peter Wölk

Merseburg - Die Kinobranche steht unter Druck. Die rückläufigen Besucherzahlen in den vergangenen Jahren sorgen für Unsicherheit, gleichzeitig bringen Streamingdienste mit eigenen Ideen frischen Wind in die Filmlandschaft, die potenzielle Kinogänger zunehmend ans heimische Sofa fesseln. Beste Belege für die harte Konkurrenz sind TV-Erfolgsserien der vergangenen Jahre wie „Breaking Bad“, „House of Cards“ oder „Game of Thrones“.

Besucherplus von 15 Prozent

Dennoch ist der Betreiber des Merseburger Domstadtkinos überzeugt, dass ihm die TV-Konkurrenz nicht schaden wird. „Kinogefühl gibt es nun einmal nur im Kino, das findet nicht vor dem Fernseher statt“, sagt Ulrich Jacobi. Und die eigenen Zahlen stützen seine Ansicht, verzeichnete das Domstadtkino im vergangenen Jahr doch ein Besucherplus von beinahe 15 Prozent. In diesem Jahr rechnet der Betreiber mit weit mehr als 64 000 Gästen - eine stattliche Zahl angesichts eines kleinen Kinos mit nur vier Sälen.

Was ist los in Hollywood?

Kritisch sieht Ulrich Jacobi jedoch auch die Entwicklung bei den Inhalten. „Man fragt sich schon, was machen die denn den ganzen Tag in Hollywood?“, meint der Kinochef. Während die großen Studios immer wieder nur sechste, siebte oder achte Fortsetzungen einstiger Kinoknaller auf die Leinwand bringen, haben die Fernsehstudios sogar schon eigene Kanäle, um die selbstproduzierten Serien dem Publikum zu präsentieren. „Ich bin aber überzeugt, dass es ein gutes zweites Halbjahr und auch 2017 ein gutes Kinojahr wird“, sagt der Kinobetreiber.

Kleine Kinos, die zwischen den großen Ketten überleben wollen, müssen wie in Merseburg auf ein lokales Marketing setzen. „Die großen Verleiher geben uns Tipps und Material an die Hand“, sagt Jacobi, der aber auch selbst viele Ideen hat. So sind Verlosungen und Mitmach-Aktionen stets Teil von Filmpremieren in seinem Haus.

Zum aktuellen Film „Ice Age“ verlost die MZ ein besonderes Filmplakat. Auf diesem haben sich die deutschen Synchronsprecher des Films verewigt. Zu sehen sind etwa die Unterschriften von Otto Waalkes sowie Model und Freundin von Fußballer Mario Götze, Ann-Kathrin Brömmel.

Bis Freitag, 0 Uhr, eine Mail mit dem Betreff „Plakat“, Name, Wohnort und Telefonnummer an [email protected] senden. Der Gewinner wird unter Ausschluss des Rechtsweges ausgelost.

Trotz wirtschaftlicher Zwänge, 50 Prozent des Ticketerlöses gehen an die Verleiher, sieht er die Filmgeber als Geschäftspartner. Boykottaufrufe wegen höherer Verleihgebühren, wie beim letzten Star-Wars-Streifen passiert, gehen gar nicht, meint Jacobi. „Das sind Premiummarken und den Besuchern ist ein solcher Streit doch egal - die wollen nur den Film sehen.“

Bewahren will Jacobi die Aktion „Lichtspiel“, die jeden Mittwoch echtes Programmkino bietet. Auch aufgrund der Tatsache, dass Menschen positiv zur Kenntnis nehmen, dass es in ihrem Ort einen Kulturbetrieb gibt, der etwas mache, solle das Programmkino künftig auch sonntags Platz finden. (mz)