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Merseburg Merseburg: Wenn der beste Freund des Kindes stirbt

Von ELKE JÄGER 14.04.2011, 15:55

MERSEBURG/MZ. - Wie erkläre ich meinem Kind, dass sein bester Freund nicht mehr lebt? Kann ich meine Tochter zur Beerdigung der Oma mitnehmen? Wie sollen wir auf Nachrichten in den Medien reagieren, in denen es um getötete Kinder geht? Solche Fragen stellen sich viele Eltern, auch die Mütter und Väter der Schüler der evangelischen Johannes-Grundschule Merseburg. Deshalb stieß dort ein Projekt zum Thema Sterben auf breite Zustimmung.

Kunstlehrerin Katharina Morawe und die evangelische Gemeindepädagogin Christine Ächtner-Lörzer beschäftigten sich über einen Monat damit, und zwar in allen Klassenstufen. Unmittelbar vor Ostern bot sich der Bezug zum Tode Jesus Christus' regelrecht an. "Kinder können besser mit dem Tod umgehen als manche Erwachsenen denken", hat Frau Ächtner-Lörzer während der gemeinsamen Stunden erkannt.

Das Ergebnis der Projektarbeit ist in den nächsten Wochen in der Vorhalle des Merseburger Domes zu sehen: Zwölf großformatige und viele kleinere Zeichnungen, ein Baum, an dem Trostworte aufgehängt sind, selbst gestaltete Büchlein und Briefe. "Mit der Ausstellung wollen wir gleichzeitig einen Bogen schlagen zur Wiedereröffnung der Fürstengruft am 12. Mai", sagt Domprediger Pfarrer Martin Eberle. "Da sind ja viele Kindersärge mit zu sehen."

Zur ersten öffentlichen Präsentation ihrer Arbeiten begaben sich die Schüler symbolisch auf einen Kinderkreuzweg von Station zu Station und sprachen darüber. So haben sie auf einem der Bilder gemalt, wie der Tod zu den Menschen kommen kann: Durch Krankheit und Krieg, Unwetter, Kämpfe. . . Ein anderes zeigt einen Schössling, der aus der Erde treibt. Aus der Bibel stammt das Gleichnis vom Weizenkorn, das erst sterben muss, ehe neues Leben aus ihm sprießt. Das findet sich ebenso auf den Bildern wieder wie Vorstellungen vom Reich Gottes, dem Paradies: Mit Regenbogen, Pflanzen und Tieren.

Dass auch ein Kind sterben kann, haben die Johannesschüler in ihren eigenen Reihen erlebt. Im Projekt lasen sie die Geschichte von Pele und seinem Freund Tomo, der schwer krank wird und stirbt. Wie kann man Tomos Mama Sarina helfen?, überlegten die Sechs- bis Zehnjährigen und schrieben tröstende Worte für sie auf. Wer traurig ist, braucht Trost, das wissen sie. "Fällt euch jemand ein, der euren Trost braucht?", fragt Pfarrer Eberle und mehrere Kinder zünden Kerzen an.

Am 18. Mai 18 Uhr im Kapitelhaus Vortrag: "Mit Kindern über Sterben und Tod reden" (kostenfrei). Danach ist eine Führung in der Fürstengruft (gegen Gebühr).