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Merseburg Merseburg: Verkappte Puppen-Ironie

Von stefanie greiner 23.02.2012, 18:07

merseburg/MZ. - Einen Flickenteppich aus bunten Stoffresten trägt er am Leib. Seine Gesichtszüge sprechen die Sprache eines Schelms. Klassisches Puppentheater ist ohne ihn nicht denkbar. Zumindest für Frieder Simon, der als einer der wichtigsten Pioniere des künstlerischen Figurentheaters gilt.

"Einen Narr hört man schon bevor man ihn sieht", führt der Hallenser an. Mit den Schellen an seiner Kappe wolle der Schalk die Geister des Trübsinns vertreiben. Als pfiffiger Klugschwätzer trete er im Dialog mit der Obrigkeit auf. "Narr und König sind bestimmend für das Repertoire des Puppentheaters", weiß Frieder Simon. Und so steht die begleitende Ausstellung zu den 20. Festtagen des Puppentheaters "Mimen mögen Merseburg" in diesem Jahr unter dem Titel "Narr und König".

Mit Lydia Friedrich und Margot Funke hat Frieder Simon die Exponate zusammengestellt. Die Frauen arbeiten in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Für die Ausstellung in der Willi-Sitte-Galerie haben sie einen schwindend geringen Teil der hiesigen Puppentheatersammlung mitgebracht. Der Fundus soll mehrere zehntausend Objekte umfassen.

"Was wir hier zeigen können, ist nur ein kleiner Ausschnitt", betont Frieder Simon. Weitere Exponate stammen aus seiner Werkstatt. Bei der Gestaltung von Figuren legt der Puppenkünstler großen Wert auf eine klare Formensprache. "Die Figuren müssen selbst in der sechsten oder zehnten Reihe noch zu sehen sein", macht er deutlich. Eine besondere Wirkung hätten die Puppen auf sein junges Publikum. Frieder Simon spricht sogar von einer "starken Überzeugungskraft". Zu Lehrzwecken seien die Figuren deshalb gut geeignet.

Nachdenklich merkt der Hallenser aber auch an, dass das Puppentheater zu einer Kinderbelustigung verkommen sei. Das hänge mit der Reformpädagogik des 18. Jahrhunderts zusammen. Gerechtfertigt ist dieses Schubladendenken in seinen Augen nicht. Frieder Simon bedauert, dass wenige Erwachsene die Puppentheater-Festtage besuchen würden.

Dass die Figuren zum Teil versteckte Botschaften transportieren, zeigt die Ausstellung in der Willi-Sitte-Galerie. Zu sehen ist unter anderem ein König, auf dessen Haupt ein Ventilator prangt.

"Verkappte Ironie" nennt Frieder Simon den Witz dahinter. Normalerweise würden Prunk, Samt und Seide den Status eines Königs symbolisieren. "Die Krone muss etwas aus Gold sein, was eine Sonne darstellt", führt er an.

Die Ausstellung "Narr und König" ist vom 24. Februar bis 1. April in der Willi-Sitte-Galerie in der Domstraße 15 in Merseburg zu sehen.