Vom Handy bis zu Sportschuhen Merseburg-Querfurt: Vom Handy bis zu Sportschuhen -So schusselig sind unsere Schüler
Merseburg/Schkopau - Im Büro von Michael Friedrich sitzt Spongebob auf dem Schreibtisch, die Plüsch gewordene Reinkarnation der Zeichentrickfigur aus dem Fernsehen. „Den haben wir heute in einem unserer Busse gefunden“, sagt Friedrich, Betriebsleiter beim kommunalen Busbetrieb PNVG aus Merseburg-Querfurt.
Dann greift er nach einem Schlüssel und öffnet die Tür zum „Fundbüro“ des Nahverkehrsunternehmens. In einem raumhohen Regal stapeln sich Taschen und Jacken in den Fächern. Sportbeutel mit neuen Turnschuhen, Freizeitjacken, Federmappen und und und. Alles Utensilien, die der schusselige Teil der etwa 4.000 Fahrschüler im Südkreis seit dem Unterrichtsbeginn am 11. August in den Bussen der PNVG vergessen hat. „So extrem wie in diesem neuen Schuljahr war es noch nie. Wir bewahren mittlerweile 40 Jacken auf“, sagt Friedrich.
Zeitlich begrenzte Aufbewahrung
Wirklich erstaunlich ist aber die Tatsache, dass die zum Teil teuren Utensilien offenbar gar nicht vermisst werden. „Es melden sich schon Eltern oder Schüler, die etwas suchen, vor allem Handys. Aber nach den Kleidungsstücken oder Taschen, die wir in diesem Raum lagern, hat bislang niemand gefragt“, erklärt Friedrich. Dazu muss man wissen, dass die PNVG an ihren Standorten in Merseburg und Querfurt die Fundsachen jeweils für ein halbes Jahr aufhebt.
Handys, Geldbörsen und Ausweise
Hat sich in diesem Zeitraum niemand gemeldet, werden die Stücke kostenlos an soziale Träger oder als Kleiderspenden abgegeben. Über die Vergesslichkeit der Kinder und Jugendlichen können auch die Schulen selbst ein Lied singen, beispielsweise die Sekundarschule in Schkopau. Elternabende haben hier auch immer einen gewissen Kaufhaus-Charme. Dann stellen die Lehrer nämlich im Foyer des Gebäudes einen runden Kleiderständer auf, wie man ihn vom Shoppen kennt. Dort hängen dann T-Shirts, Markenklamotten, Jacken aber auch Schuhe. „Die Eltern haben die Möglichkeit, die Fundstücke näher anzuschauen. Zehn bis 20 Prozent erkennen die Sachen ihrer Kinder wieder. Den Rest spenden wir“, sagt Schulleiter Hans Richter.
Seit Schuljahresbeginn haben sich bereits rund 50 Einzelstücke angesammelt. Richter glaubt, dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt. „Was unterwegs auf dem Schulweg so alles verloren geht, bekommen wir hier gar nicht mit.“ Nun sind es nicht nur Schüler, die in öffentlichen Verkehrsmitteln ihr Hab und Gut vergessen oder verlieren. Geldbörsen, Ausweise und vor allem Handys liegen auf oder unter den Sitzen.
Sexspielzeug und Gehstöcke gefunden
„Unsere Fahrer kennen ja mittlerweile die Sorglosigkeit mancher Passagiere. Deshalb werden manche Fundstücke noch ein paar Tage im Bus aufbewahrt. Für den Fall, dass sich ein Fahrgast meldet, weil er sein Eigentum vermisst“, sagt Friedrich. Aber auch kuriose Dinge tauchen hin und wieder in den insgesamt 70 Bussen der PNVG auf. Gebisse wurden hier schon gefunden. Selbst ein Rollator oder Gehstöcke standen oder lagen in den Gängen. Vor Jahren ließ ein Fahrgast mal Sexspielzeug im Bus zurück. Wer diese Spende bekam, kann Friedrich nicht sagen. „Aber in solchen Fällen müssen dann auch wir schmunzeln.“
Eltern zahlen für die Schusseligkeit
Der wahre Klassiker unter den Dingen, die abhandenkommen (wie auch immer), ist und bleibt freilich der Busausweis. Seit Mitte August haben sich bereits 20 Eltern bei der PNVG gemeldet, weil ihre Sprösslinge die Ausweise versemmelt haben. Im kompletten vergangenen Schuljahr waren es übrigens 192. Und im Gegensatz zu den anderen Fundsachen, die kostenlos abgeholt werden können, gehen die Zweitschriften richtig ins Geld. Zehn Euro muss pro Ausweis berappt werden. Es soll Eltern geben, die im Laufe eines Schuljahres mehrfach die Strafgebühr abdrücken müssen. Die schusseligen Schüler dürfen trotzdem in den Bussen mitfahren, brauchen dafür aber eine Bestätigung der Schule. (mz)