Merseburg Merseburg: Jobwechsel zweimal im Jahr
Merseburg/MZ. - Zweimal im Jahr wechselt Kerstin Wagner, Krankenschwester am Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum, jeweils für reichlich drei Tage ins Kaufmännische. Dann kümmert sie sich statt um Patienten um den An- und Verkauf von Kleidung, Spielzeug und Gebrauchsgegenständen rund ums Kind. Und wie die anderen Organisatoren der Kindersachenbörse der katholischen Pfarrei im Merseburger Josefsheim bekommt sie keinen Cent Entgeld dafür: Das Team erledigt von der Vorbereitung bis zur Abrechnung alles in der persönlichen Freizeit. "Aber das macht wirklich Spaß", betont Frau Wagner namens aller Helfer.
Dabei steckt jeder etliche Stunden in das Projekt, wie sich gerade jetzt am Wochenende wieder zeigte. Ehe sich am Sonnabend 9 Uhr die Türen im Saal des Josefsheim öffneten, lag schon eine lange Schicht hinter dem Organisationsteam. "Jeder Verkäufer darf 30 Artikel mitbringen", erzählt Kerstin Wagner. Dafür gibt es Etiketten, die von den Anbietern beschriftet werden: Größe, Preis (den jeder selsbt festlegt), die Verkäufernummer. "Wir sortieren dann alles nach Größen und Sortimenten." So sah der Raum am Ende wie ein Kinderkaufhaus aus: Auf Tischen stapelten sich T-Shirts, Pullovers, Jacken, Schlafanzüge und Hosen, in Regalen standen gut erhaltene Schuhe, an Ständern hingen Blusen, Kleider, Bademäntel und mehr.
Gut bestückt war auch die Spielzeugecke, auf einem Tisch lagen Ranzen und Rücksäcke, im Nebenraum warteten Kinderwagen, Kinderfahrräder und Autokindersitze auf neue Eigentümer. 130 Verkäufer boten gut Erhaltenes an. "Manche mussten wir leider wieder wegschicken, aber wir sind mit dem Platz an unseren Grenzen angekommen", bedauert Frau Wagner.
Als vor genau 15 Jahren die ersten Kindersachenbörse im Josefsheim stattfand, hätte keiner gedacht, dass der Andrang einmal so groß wird. Die Idee hatte sich eine Gruppe Frauen aus katholischen Gemeinden Merseburgs in Naumburg abgeguckt und sie kam auch hier gut an. "Das meiste ist wirklich noch sehr gut erhalten und eben viel günstiger als neu", nennt die 42-Jährige als Argument für die große Nachfrage. Als Theresa (20) sowie die Zwillinge Johanna und Franziska (16) noch jünger waren, hat auch Familie Wagner regelmäßig hier eingekauft.
Die Anbieter bekommen 80 Prozent des Erlöses ausgezahlt; jeder erhält eine exakte Abrechnung. Die Differenz wird gespendet. "Wir haben außerdem immer noch Kuchenverkauf und der Gesamterlös kommt Kindern zugute", erklärt die dreifache Mutter. Das Kinderhospiz "Bärenherz" in Leipzig sowie der ambulante Kinderhospizdienst in Halle gehören regelmäßig zu den Spenden-Empfängern.
Diesmal hatten die eifrigen Helfer 16 leckere Kuchen gebacken, die binnen zwei Stunden ausverkauft waren. Rund 1 000 Euro seien da insgesamt wieder zusammengekommen. Die nicht verkauften Sachen erhalten die Anbieter zurück, viele lassen sie auch da. "Das geben wir dann der Caritas-Familienberatung, die freuen sich über Kleidung für ihre Klienten", schildert Kerstin Wagner.
Übrigens steht der nächste Termin schon fest: Am 6. Oktober ist wieder Kindersachenbörse im Josefsheim, dann für warme Sachen.