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Merseburg Merseburg: Fördern und fordern in Behinderten-Werkstätten

Von Undine Freyberg 05.09.2013, 19:49
Jeder, der aufs Foto wollte, konnte mitmachen, um eine fröhliche Zehn zu zeigen, denn zum zehnten Geburtstag sind alle eingeladen.
Jeder, der aufs Foto wollte, konnte mitmachen, um eine fröhliche Zehn zu zeigen, denn zum zehnten Geburtstag sind alle eingeladen. Samariterherberge Lizenz

MERSEBURG/MZ - Wer nicht weiß, wo sich in Merseburg die Werkstätten für Behinderte befinden, würde vermutlich nie dorthin kommen. Zufällig schon gar nicht, denn die Werkstätten befinden sich im Gewerbegebiet an der Querfurter Straße. Und dort sind sie bereits seit zehn Jahren. „Die Werkstätten in Schkopau waren einfach zu klein geworden, deshalb wurde hier neu gebaut“, erklärt Teamleiter Steffen Helmer. Das Jubiläum solle nun dazu genutzt werden, sich am 13. September erstmals auch der Öffentlichkeit zu präsentieren mit einem gemeinsamen Fest am Standort in der Simon-Hoffmann-Straße 6.

Teil der Industrie

Jeder, der Interesse daran hat, kann sich dann unter anderem die Werkstätten ansehen, in denen rund 140 Behinderte arbeiten (in Horburg sind es ebenfalls 140, in Schkopau etwa 90). In zehn Arbeitsgruppen werden in Merseburg zum Beispiel Abflüsse für Vorwand-WCs oder auch Spülkästen montiert. Es werden Paletten gebaut und andere Holzarbeiten erledigt, und es gibt eine Wäscherei. „Sie sehen also, das ist hier keine Beschäftigungstherapie.“ In den Werkstätten werde gefördert und gefordert. „Aber wir sind Teil der deutschen Industrie“, erklärt Burkhard Weichsel, der Leiter der Stiftung Samariterherberge Horburg, zu der die Werkstätten gehören. Man habe verschiedene Verträge mit Firmen, die man zu erfüllen habe. „Und das müssen wir in einer Qualität tun, die auf dem deutschen Markt verkauft werden kann. Einen Behindertenbonus nach dem Motto - Das ist nicht ganz gerade? Das ist doch nicht schlimm - gibt es nicht. Werden Teile nicht wie gefordert gearbeitet, kann es sein, dass man uns unsere Arbeit nicht abnimmt.“

Auftraggeber gesucht

Die Werkstätten sind immer auf der Suche nach weiteren langfristigen Auftraggebern und auch für Privatpersonen besteht die Möglichkeit, die Dienstleistungen der Werkstätten in Anspruch zu nehmen. „Man kann in unserer Wäscherei bestimmte Wäsche wie Mangelwäsche erledigen lassen. Und wem die Gartenarbeit über den Kopf wächst, dem können wir auch helfen“, so Weichsel.

Die Menschen, die in den Werkstätten arbeiten, sind zwischen 18 und 65 Jahre alt, geistig oder mehrfach behindert, durchlaufen zunächst einen Berufsbildungsbereich und werden dann ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt. Sie verdienen durchschnittlich 100 bis 200 Euro im Monat. Dieses Geld ist nicht für den Lebensunterhalt gedacht, denn dafür erhalten die Behinderten eine soziale Grundsicherung. Sie bekommen pro Jahr 30 Tage Urlaub plus Zusatztage je nach Behinderung.

13. September, 13 bis 18 Uhr, Tag der offene Tür in den Werkstätten für Behinderte in der Simon-Hoffmann-Straße 6 in Merseburg