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Merseburg Merseburg: Die Tricks mit den Containern

Von Frank Czerwonn 23.08.2012, 16:25

Merseburg/MZ. - Sie sehen zwar offiziell aus - sind aber illegal: Altkleidercontainer mitten in Merseburg. Unauffällig stehen die beigen Behälter mit dem roten Schriftzug "Kleider- und Schuhsammlung" meist im Doppelpack am Straßenrand und werden von Bürgern in gutem Glauben rege genutzt.

Doch die Container der Bochumer Firma Profittex dürfte es hier gar nicht geben. Sie stehen auf städtischem Grund - und das müsste die Stadt genehmigen. Dies schreibt das seit 1. Juni geltende Kreislaufwirtschaftsgesetz vor. In Paragraf 18 heißt es: "Gemeinnützige Sammlungen und gewerbliche Sammlungen sind spätestens drei Monate vor ihrer beabsichtigten Aufnahme durch ihren Träger der zuständigen Behörde anzuzeigen". Doch das ist nicht geschehen: "Es liegt kein Antrag und demzufolge keine Genehmigung entsprechend der Sondernutzungssatzung der Stadt Merseburg für die Firma Profittex vor", sagt Elke Benne, Leiterin der Pressestelle. Deshalb will die Stadt jetzt gegen die Textilpiraten vorgehen.

Die überschwemmen derzeit Orte in ganz Mitteldeutschland mit ihren Containern. "Mehr als 350 Container wurden seit Mitte Juni illegal aufgestellt", schätzt Ilona Schäfer, Sprecherin des Fachverbands Textilrecycling vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. In Halle wurden 32 gezählt, in Leipzig sogar 200, in Merseburg bisher etwa zehn. So zum Beispiel in der Lassallestraße am Rewe, in der Straße des Friedens / Albert-Keller-Straße, Am Goldgraben und in der Naumburger Straße. "Wir werden die Standorte dokumentieren und prüfen, welche städtisch sind", so Benne. Danach werde Profittex aufgefordert, den Rückbau der Container vorzunehmen oder eine nachträgliche, gebührenpflichtige Genehmigung einzuholen. Ansonsten wird wohl die Stadt die Container abtransportieren - so wie dies Halle bereits tut. Doch artet dies oft in ein Katz- und Maus-Spiel aus. "Die Firma räumt die Container regelmäßig an neue Orte", erklärt ein hallescher Sprecher.

"Deshalb nehmen wir Tipps aus der Bevölkerung zu nicht genehmigten Standorten gern entgegen", sagt Benne. So hat zum Beispiel die Merseburgerin Rosmarie Kurbjuhn am "Heißen Draht" der MZ auf den Container in der Lasssallestraße hingewiesen. Die Firma Profittex war telefonisch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch die auf den Containern angegebene Telefonummer führt ins Leere.

Das Geschäftsgebaren solcher Firmen wie Profittex wird vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung kritisiert. Diese seien nur am Profit interessiert. "Oft landen in den legalen Containern nur noch die Reste, die man nicht mehr verwerten kann", sagt Sprecherin Schäfer. Das sei eine billige Alternative, da die Entsorgung der nicht verwendbaren Altkleider mit hohen Kosten verbunden sei. Das Nachsehen haben offizielle Sammler, in Merseburg zum Beispiel die AWO, die Firma Thiry oder das DRK.

Und wie unterscheidet man legale und illegale Container? Wenn der Sammler nicht identifizierbar oder nur eine Handynummer angegeben ist, sei Vorsicht geboten, so Schäfer.