1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Merseburg: Merseburg: Die steile Leiter hinauf

Merseburg Merseburg: Die steile Leiter hinauf

Von FRAUKE HOLZ 19.10.2011, 16:53

MERSEBURG/MZ. - "Wir arbeiten im Verborgenen, unter dem Dach, aber Sie sind ja sportlich", sagt Hermann Hetzer zur Begrüßung. Dass man den Dachboden, wo Büro, Versandabteilung und Lagerraum eingerichtet sind, über eine steile schmale Leiter erklimmen muss, verschweigt er.

Oben angekommen, sieht man den Raum vor lauter Regalen nicht. Überall stapeln sich Kisten. "Wir haben derzeit 400 verschiedene grüne Produkte im Angebot", sagt der 28-Jährige. Grün, das heißt, die Produkte sind umweltfreundlich und bestehen überwiegend aus recycelbarem Material.

Am Mittwoch wurde Hetzer mit dem Gründerpreis des Landkreises Saalekreis ausgezeichnet. "Ich bin sehr überrascht. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich vorher noch rasiert", sagt der gebürtige Merseburger lachend. Wie er das Preisgeld in Höhe von 3 000 Euro einsetzen werde, wisse er noch nicht. Wahrscheinlich werde er es in neue Produkte investieren.

Die Idee zum Geschäft mit grünem Spielzeug und grüner Elektronik kam Hermann Hetzer, als er eine Fahrradtour plante. Im Internet stieß er zufällig auf eine Solartasche, mit der man einen Laptop mit Strom versorgen kann. Das machte ihn neugierig, denn "ich kannte Solarzellen nur auf dem Dach", sagt der Existenzgründer. Er suchte weiter und fand ein Kurbelradio, ein Solaraufladegerät fürs Handy und eine Taschenlampe, die leuchtet, wenn man sie schüttelt. Diese Dinge nahm er mit auf Reisen und war begeistert, "ohne Strom mobil zu sein".

Zurück in der Heimat entwickelte er daraus 2009 eine Geschäftsidee. Von seinem Ersparten kaufte er zwei Produkte - einen Mais- und einen Bambus-USB-Stick - und verkaufte diese über diverse Online-Shops. Da dies gut lief, gründete er 2010 selbst einen Online-Handel "Vireo". Im Angebot sind unter anderem Solartaschen, Spielwaren wie Playmais - mit Lebensmittelfarbe gefärbte Bausteine aus Mais - Tastaturen und Stifte aus Zeitungspapier. Rund 15 Pakete werden täglich von seinem Bruder verschickt - es werden immer mehr.

Im kommenden Jahr wird es die steile Treppe jedoch erst einmal hinab gehen. Hermann Hetzer plant nämlich einen Umzug in ein größeres Objekt: "Wir wollen ein noch vielfältigeres Sortiment anbieten und wir haben hier einfach keinen Platz."