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Lebewesen im Wassertropfen

Von Hans-Erdmann Gringer 17.11.2006, 15:52

Bad Dürrenberg/MZ. - Mathias Schwarz aus der 9. Klasse der Borlach-Oberschule steht stiefelverschmutzt und mit dem Spaten bewaffnet am Ellerbach in Bad Dürrenberg. Soeben hat er mit Gleichgesinnten auf rund 50 Metern Länge den Uferrand des Flusslaufs bepflanzt und gereinigt. Rund 40 Sträucher wie Pfaffenhütchen, Schneeball und Hartriegel und noch drei Bäume wurden unmittel- bar am Wasser des sich entlang des Ortes schlängelnden Flusses in den Boden gesetzt.

Immer mit dabei und ein aufmerksamer Beobachteter ist Horst Zeitz. Der 76-Jährige hält die Jungen und Mädchen seit sieben Jahren an, sich um die Natur ihrer engeren Heimat zu kümmern. "Diese Maßnahmen sind sehr wichtig, und sie wurden leider lange vernachlässigt", weiß der erfahrene studierte Biologe, der auch Naturschutzbeauftragter der Unteren Naturschutzbehörde ist. "Die Sträucher bieten Schutz gegen Erosion und schädliche Einschwämmungen. Sie halten den Straßenschmutz fern und sind außerdem eine nicht zu unterschätzende Nahrungsgrundlage für die Vögel im Winter." Zeitz hat auch eine Art Labor daheim eingerichtet, in dem die Schüler die Wasserqualität prüfen und mikroskopische Aufnahmen von Kleinlebewesen anfertigen können. So entstand

beispielsweise auch der Film "Leben im Wassertropfen" den die Jugendlichen selbst drehten, schnitten und danach an der Schule mit großem Erfolg aufführten.

Der etwa zweistündige Einsatz ist nur einer von vielen. Nahezu wöchentlich kommen die Jugendlichen, unterstützt von ihren Lehrern Steffi Krause und Gunter Kowalewski, zusammen, um Pflegearbeiten durchzuführen, Wasserproben zu entnehmen und Biotope zu untersuchen. Alles halten sie anschließend in Dokumentationen fest. So wurden unter anderem mehrere Erdbohrungen durchgeführt. "Damit wollten wir die jeweiligen Profilschichten und ihre Stärken im Erdreich feststellen, um herauszufinden, wie der Lauf des Baches und seine Ausdehnung in der Vergangenheit war. Dies ist ja hier ein eiszeitliches Schmelzwassertal", unterstreicht der 14-jährige Mathias, der ja eigentlich damit eine Schulstunde im Freien absolviert. "Lernort Bach" heißt das außergewöhnliche Projekt, welches der Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) seit rund fünf Jahren unterstützt, erläutert Ronald Köcher vom Gewässerunterhaltungsverband "Mittlere Saale - Weiße Elster".

"Hier machen auch schon Schüler aus Schkopau seit langem aktiv mit, und die aus Bad Lauchstädt haben ebenfalls schon ihr Interesse bekundet", freut sich der Wasserexperte. "Die Jugendlichen lernen Grundkenntnisse in Sachen Ökologie und bekommen so auch ein ganz anderes Verständnis für die Umwelt. Sie sehen und verstehen, warum das Gleichgewicht in der Natur für uns alle so wichtig ist."

Jetzt ist jedenfalls erst einmal eine kleine Winterpause angesagt, aber im kommenden Jahr wird dann der Ellerbach, der stellenweise Persebach heißt, im Bereich Tollwitz bepflanzt, so Köcher. Und die Schüler um Horst Zeitz sind mit Sicherheit alle wieder mit dabei.