Lea hatte zwei Schutzengel
Frankleben/MZ. - Eigentlich sollte die kleine Lea Sophie erst am 31. Juli geboren werden, doch aus irgendeinem Grund hatte es das Mädchen unglaublich eilig. Zehn Wochen zu früh kam Lea Sophie in der Nacht zum vergangenen Samstag auf die Welt - im Eiltempo. Dass das kleine Wesen mit nur 1 300 Gramm alles so gut überstanden hat, freut nicht nur die junge Mutti Jasmin Bautz aus Frankleben, auch Chefarzt Axel Schobeß vom Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum ist erleichtert. "Die Kleine hat mindestens zwei Schutzengel gehabt", meint er.
"Ich hatte schon morgens in der Schule ein bisschen Bauchschmerzen", erinnert sich die 15-jährige Jasmin. Doch sie hielt durch. Abends im Bett konnte sie dann vor Schmerzen noch nicht mal schlafen. Gegen 0.40 Uhr entschied dann ihr Freund Stephan, bei dem Jasmin übernachtete, den Notarzt zu rufen. Jasmin ging nochmal zur Toilette und dann passierte es: Das Baby kam in einer Sturzgeburt zur Welt und fiel ins Toilettenbecken. "Ich war so überrascht, ich hab nicht mal geschrien", erzählt Jasmin schüchtern. Sie holte das Baby aber geistesgegenwärtig aus der Toilette heraus und wickelte es in ein Handtuch.
Als der Notarzt gegen 1 Uhr morgens eintraf, fand er Jasmin mit ihrem Baby im Arm auf der Toilette sitzend vor und musste nur noch die Nabelschnur durchtrennen. "Eine halbe Stunde später war das Baby dann bei uns", erzählt Chefarzt Axel Schobeß. "Es war zwar stark unterkühlt, hatte nur 32,5 Grad Körpertemperatur, aber es ging ihm gut." Gegen 2 Uhr morgens erfuhr dann auch Jasmins Mutter Simone Bautz (36), dass sie Oma geworden ist. "Ich konnte es erst gar nicht glauben, denn es war ja viele Wochen zu früh."
Sie erinnert sich noch genau an ihre Reaktion, als sie zum ersten Mal von Jasmins Schwangerschaft erfahren hatte. "Freudensprünge haben wir natürlich nicht gemacht. Jasmin ist ja eigentlich noch viel zu jung." Aber das Kind wegzugeben oder gar eine Abtreibung vornehmen zu lassen, habe nie zur Diskussion gestanden. "Für uns war schon klar, dass wir Jasmin unterstützen werden, damit sie die Schule fertig machen und eine Lehre beginnen kann."
Da wird Jasmins große Schwester Jaqueline (16) sicherlich genauso mit anpacken wie Schwester Jeanette (14) oder die Zwillinge Dominique und Patrick (11). Und wenn Jasmin wieder zur Schule geht, wird sich Mama Simone um die kleine Lea Sophie kümmern "Ich bin ja selbst mit meiner Jüngsten, der Celine - die ist jetzt anderthalb - noch bis Dezember im Babyjahr. Solange ist das kein Problem", erzählt Simone Bautz. "Wenn ich dann vielleicht wieder eine Arbeit finde, überlegen wir neu."
In einem Haushalt mit so vielen Kindern sitzt das Geld allerdings nicht besonders locker. "Den Kinderwagen und einige andere Dinge für Lea Sophie bekommen wir von einer Bekannten, aber ein paar Babysachen bräuchten wir noch." Durch ihre kleine Schwester Celine im Haushalt weiß Jasmin schon recht gut, wie sie einmal mit ihrer Tochter umzugehen hat, obwohl die Kleine noch einige Wochen auf der Frühchenstation des Klinikums verbringen wird. "Windeln und füttern, das hab ich alles schon gemacht", erzählt die 15-Jährige und ist ganz optimistisch, dass auch Stephan ihr in Zukunft weiter zur Seite stehen wird. Ob es gut klappt mit ihnen beiden? Da nickt Jasmin nur und lächelt glücklich.