L 172 zwischen Ziegelroda und Querfurt L 172 zwischen Ziegelroda und Querfurt: Bahnhof Bordell Müllkippe

Leimbach/MZ - Ein altes Sofa und ein Toilettenbecken fallen sofort ins Auge. Und weil es auf der L 172 direkt neben diesen ausrangierten Haushaltsgegenständen eine Fahrbahneinengung gibt, die Geschwindigkeit gedrosselt werden muss, bleibt genügend Zeit, sich dieses „Kunstwerks“ zu erfreuen.
Illegale Müllentsorgung kann für denjenigen, der dabei erwischt wird, teuer werden. „Der Verstoß kann mit einer Geldbuße von bis zu 100 000 Euro geahndet werden“, verweist Kerstin Küpperbusch auf das aktuelle Kreislaufwirtschaftsgesetz. Handele es sich zusätzlich um gefährliche Abfälle wie etwa Asbest wird darüber hinaus eine Anzeige erstattet, so die Pressesprecherin.
Wer ständig zwischen Ziegelroda und Querfurt pendelt, hat sich an diesen Anblick schon gewöhnt. Die Gebäuderuine, die einst der Leimbacher Bahnhof und nach der Wende dann ein Bordell war, steht nach einem Brand seit Jahren leer und wird mehr und mehr zur Müllhalde. Das, was draußen herumliegt, ist aber nur ein vergleichsweise winziger Vorgeschmack auf das, was sich in der Ruine verbirgt: Stapelweise Müll. Meist verpackt in blauen Säcken, brusthoch aufgetürmt - illegal abgelagert.
Sowohl beim Ordnungsamt der Stadt Querfurt als auch beim Umweltamt des Saalekreises weiß man sofort, um welche Stelle es sich handelt. Jene wilde Müllkippe ist dem Umweltamt seit über zehn Jahren bekannt, heißt es von der Pressesprecherin des Kreises, Kerstin Küpperbusch.
Verwaltungsverfahren nicht zu Ende geführt
Normalerweise müsste sich der Grundstückseigentümer um die Beseitigung des Mülls kümmern, der keinem Verursacher zugeordnet werden kann. Er tut es aber nicht, weil jene Privatperson mit unbekannter Adresse ins Ausland verzogen sei. Aus diesem Grund konnte auch das 2003 eingeleitete Verwaltungsverfahren nicht zu Ende geführt werden. Im Verfahren wurde der Grundstückseigentümer zur Beräumung der ordnungswidrig abgelagerten Abfälle aufgefordert. Nichts passierte.
So wird die Ohnmacht von Stadt und Kreis offenkundig. Eine endgültige Lösung, wie das Vermüllen des Standortes vermieden werden kann, ist nicht in Sicht. Dafür aber sind die anstehenden Kosten für die Beräumung sehr wohl abzusehen. Seit elf Jahren beräumen Stadt und Kreis in regelmäßigen Abständen, so Küpperbusch. Heißt alle ein, zwei Jahre. „Im Rahmen der Flurberäumung“, heißt es dazu von der Kreis-Pressesprecherin. Der Müll werde dann in Großcontainern abtransportiert. Hilfe erfahre man dabei von einem ansässigen Agrarunternehmen. Trotzdem seien allein an diesem Standort bereits rund 2 000 Euro Entsorgungskosten angefallen.
Um die Wandlung des Grundstückes zur illegalen Müllkippe vorzubeugen, seien anfangs durch Mitarbeiter der Stadt Querfurt Betonteile als Absperrung aufgestellt worden, heißt es von Querfurts Ordnungsamtsleiterin Mareen Helmis. Ein Parken direkt auf dem Grundstück und das Abladen von Müll sollte dadurch vermieden werden. Der Erfolg dieser Maßnahme ist jedoch ausgeblieben.
Haus- und Sperrmüll werden entsorgt
Auch aktuell scheinen Müllsünder kein Problem damit zu haben, Haus- und Sperrmüll dort zu entsorgen. Die Absperrung mit Betonteilen ist nicht mehr vorhanden. Ein Auffahren aufs Grundstück damit bequem möglich. Eine neue Absperrung soll es nicht geben, so Helmis. Müll werde nämlich trotzdem abgeladen.
Dem Problem will man mit Hilfe von Zeugen auf die Spur kommen. Deshalb nehme das Umweltamt Hinweise zu den Verursachern dieser Müllablagerungen entgegen, verweist Helmis und betont: „Die illegalen Ablagerungen verursachen jährlich hohe Entsorgungskosten, die über die Müllgebühren jeder Bürger tragen muss“. Was sich beim Anblick der vermüllten Hausruine aufdrängt, ist auch die Frage nach der Sicherheit. Zwischen den Wänden und teils auf den Müllsäcken liegen vor sich hin faulende Dachbalken. Direkt neben anderen Schutthaufen. Einen Abriss könne aber nur der Grundstücksbesitzer veranlassen, so Küpperbusch.
