Kreis zahnloser Tiger? Kreis zahnloser Tiger?: Illegale Müllentsorgung im Saalekreis oft ohne Konsequenzen

Merseburg - Im Saalekreis ist das Aufkommen von Restmüll in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Die Kreisverwaltung führt die positive Entwicklung auf die Einführung von gewichtsabhängigen Gebühren im Jahr 2017 zurück. „Der erwartete Rückgang der Restabfallmengen ist bereits 2017 sehr deutlich geworden und hat sich 2018 bestätigt“, erklärte Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. Waren es vor Einführung des neuen Abrechnungsmodells noch mehr als 24.300 Tonnen, die anfielen, reduzierte sich die Zahl schon im Jahr darauf um fast 3000 Tonnen.
Weniger Müll im Saalekreis: Bürger und Gewerbe Vorteile des Systems genutzt
Kritiker des Systems könnten richtigerweise einwenden, dass mit der sinkenden Einwohnerzahl natürlich auch die Müllmenge zurückgegangen ist. Betrachtet man jedoch die Pro-Kopf-Mengen, so wurden von 2014 zu 2018 mehr als gut 17 Kilo Restmüll pro Person eingespart. Ebenfalls rückläufig waren in den vergangenen drei Jahren die Mengen von in der gelben Tonne entsorgten Mülls sowie Altpapier. Auch beim Baum- und Strauchschnitt wurde eine positive Tendenz deutlich, wie es hieß. „Dabei spielen auch Witterungsverhältnisse und Ähnliches eine Rolle“, gibt Kerstin Küpperbusch zu bedenken. So sei der Grünschnitt im trockenen Vorjahr deutlich zurückgegangen.
Auch in der Bevölkerung scheint sich die Aufregung um die gewichtsabhängigen Gebühren gelegt zu haben. So wurden seit Januar 92 Widersprüche gegen Bescheide eingelegt. Nur zwei bezogen sich dabei auf das Verwiegesystem. „Durch die geringe Anzahl an Widersprüchen sowie die sehr positive Entwicklung des Abfallaufkommens kann davon ausgegangen werden, dass die Bürger und das Gewerbe spätestens nach den ersten Jahresabrechnungen mit dem veränderten Gebührensystem die Vorteile des Systems genutzt haben“, meint Küpperbusch.
Anstieg von illegaler Müllentsorgung: Kreis verhängt keine Bußgelder
Während die in den entsprechenden Tonnen entsorgten Abfälle zurückgehen, verzeichnete das Umweltamt des Kreises zuletzt einen Anstieg von illegaler Entsorgung in der Natur. 462 Tonnen wurden im vergangenen Jahr festgestellt, 2014 waren es lediglich 385. „Dieser Anstieg resultiert aus der zunehmenden Anzahl von größeren Abfallablagerungen, die durch zwielichtige Firmen oder Personen zum Beispiel nach Wohnungsauflösungen oder von Baustellen widerrechtlich erfolgen.“
Wer dadurch auffällt, dass seine Tonne nur sehr selten zur Leerung bereitsteht, der wird vom Kreis angeschrieben und um Erklärung gebeten. Wird ein Fehlverhalten nachgewiesen, droht ein Bußgeldverfahren. Der Kreis zeigt sich dabei jedoch zahnlos. Zwar gebe es jedes Jahr bis zu 15 Anhörungen, ein Bußgeld wurde bisher jedoch noch nicht rechtskräftig verhängt. „Der Nachweis, dass Restmüll rechtswidrig entsorgt wurde, ist sehr schwer zu führen“, erklärt Kerstin Küpperbusch. (mz)