Kein leichtes Gepäck Kein leichtes Gepäck: Wie MZ-Reporterin beim Zelten in Rossbach über sich hinauswächst

Rossbach - Sack um Sack hole ich aus der Verpackung. Im größten Sack ist meine Unterkunft für die nächste Nacht: ein Zelt. Ich schwitze bei weit über 30 Grad und Sonnenschein am frühen Abend schon allein von den wenigen Bewegungen und erst recht beim Gedanken an den Aufbau des Dreimann-Zeltes. Zugegeben, ich war bislang nur einmal zuvor zelten und habe daher wenig Erfahrung mit dieser Art des Reisens. Doch dank netter Kollegen habe ich eine zusammengefaltete Unterkunft in der Hand und will mich für eine Nacht an der Hasse in Roßbach niederlassen.
Ich krieche derweil mit den Stangen klimpernd in dem Zelt herum
Nach der unkomplizierten Anmeldung, bei der ich auch noch einen Stromanschluss hätte buchen können, kann ich mir selber aussuchen, auf welchem der beiden ausgewiesenen Zeltplätze ich mein Quartier aufbauen will. In einer Ecke, geschützt von einer Hecke und in direkter Nachbarschaft einer vierköpfigen Familie, fühle ich mich erst einmal wohl. Andererseits bin ich skeptisch, was die Nacht angeht, wirkt die Familie doch deutlich besser vorbereitet. Ich widme mich also dem Zelt, das erst einmal wie eine große Plane wirkt, die schnell ausgebreitet ist. Auch die Stangen, die daraus ein stehendes Zelt machen, sind schnell ineinander gesteckt.
Aber alles wirkt irgendwie wackelig. Die vierköpfige Familie hat direkt neben meiner zukünftigen Unterkunft Platz genommen und lässt sich die Nudeln mit Tomatensoße zum Abendbrot schmecken. Ich krieche derweil mit den Stangen klimpernd in dem Zelt herum. Der rettende Tipp kommt vom Familienvater, der das Elend offenbar nicht mehr mit ansehen kann. Mir fehlt ein Element und stabil wird das Ganze erst mit den Heringen, die einmal im Boden versenkt, Spannung geben. Und wieder eilt mir der Familienvater zu Hilfe: An einen Hammer, um die Heringe in den steinharten Boden zu schlagen, habe ich natürlich nicht gedacht. Den habe ich auch leider nicht mal eben so in der Handtasche, wie so vieles andere.
Nach dem Zeltaufbau ein abendliches Baden mit Sonnenuntergang
Nach 20 Minuten und ein paar Schweißperlen bin ich stolz auf mein Werk. Das Zelt steht. Mit der leisen Hoffnung verbunden, dass das auch so bleibt, schmeiße ich meinen Kram erst einmal hinein. Zeit für eine Pause. Die nutze ich, um mir am Imbiss noch etwas zu essen holen. Die Möglichkeit nutzen auch einige Camper, aber ein Großteil verpflegt sich selbst. Und dann, von der Abendsonne gekitzelt, will ich zur Abkühlung doch noch einmal in den See springen.
Der Blick hinunter zum Strand und später über das Wasser, wenn sich die untergehende Sonne darin spiegelt, ist unbezahlbar. Ich drehe meine Runden und bin auch um 21 Uhr nicht die Einzige, die das Wasser als willkommene Abwechselung nutzt. Während ich auf dem See treibe, wandert mein Blick über das Gelände. Überall sitzen kleine Gruppen von Familien oder Jugendlichen. Manche sind noch da, andere sind gerade erst gekommen, um bei untergehender Sonne ein Picknick zu machen oder den Abend am Strand zu verbringen. Ich bin erstaunt, wie viele Menschen dort den Abend ausklingen lassen. Das Baden ist zu dieser Uhrzeit natürlich nur ohne Aufsicht möglich.
Dünnen Zeltwände geben keine Ruhe
So ganz unbeschwert kann ich die Runde im See aber doch nicht genießen. Mich plagt die Angst, dass mir etwas aus dem Zelt gestohlen werden könnte. Schließlich ist dort alles ungeschützt. Das wäre mein einziger Wunsch an dieser Stelle: abschließbare Fächer. Aber mein Zelt ist unberührt und während ich mich in meinen vorübergehenden vier hauchdünnen Wänden einrichte, kommen auch alle anderen zur Ruhe. Kurz nach halb elf ist auf dem Zeltplatz kaum etwas zu hören und ich entscheide mich auch dazu, die Augen zuzumachen.
Doch die Ruhe währt nicht lang. Der Nachteil der dünnen Zeltwände zeigt sich schnell, denn das Schnarchen meines Nachbarn wird mich von jetzt an die ganze Nacht begleiten. Während ich ihm zuhöre, denke ich darüber nach, dass die anderen bestimmt alle Ohropax dabei haben. Überhaupt muss man fürs Zelten gut vorbereitet sein, mit allem was dazu gehört - bis hin zum Kopfkissen. Nach der etwas unruhigen Nacht beginnt der Tag für mich früh mit einer Dusche und natürlich dem Abbau des Zeltes. Wer möchte, kann sich Brötchen bestellen und sein Frühstück genießen. Ich muss mich aber beeilen und packe alles wieder ins Auto. Doch bevor ich losfahre, schaue ich noch einmal zurück: Wer sich etwas einschränken kann, hat beim Zelten alle Freiheiten, seinen Urlaub individuell zu gestalten.
Infos im Internet unter: www.hasse-see.de (mz)
