Karnevalszeit Karnevalszeit: Schwäne müssen zweimal tanzen
Günthersdorf/MZ. - In Günthersdorf tobt der Bär, besser gesagt: steppen die Schwäne. Sechs weiße und ein schwarzer, allesamt groß und stämmig, tänzeln auf der Bühne im Sportlerheim, und der Saal tost. Weil die Jubel- und "Zugabe!"-Rufe und der Beifall nicht enden wollen, formiert sich das Ballett noch einmal. Ton ab!
Sieben Männer, mit Tüllröckchen und Schleifchen im Haar, bewegen sich nach der Musik von Tschaikowskis "Schwanensee". Schwenken im Takt die strammen, weiß und schwarz bestrumpften Waden, wedeln grazil mit den Armen, vollführen schwungvolle Drehungen. Und bemühen sich um ein liebliches Lächeln Richtung Publikum, was manchmal etwas bemüht wirkt und manchmal ins Grinsen umschlägt. Applaus! Das ist Belohnung für hartes Training. Das Männerballett gilt von vornherein als Straßenfeger, wenn der Günthersdorfer Carnevals-Club (GCC) die tollen Tage vorbereitet.
Zum 15. Mal in Folge wurde in diesem Jahr Fasching gefeiert in der Auegemeinde. Eigentlich, weiß Elferratsmitglied Dietmar Kerntke, reicht die Tradition bis 1948 zurück. Aber erst seit 1987 gibt es regelmäßig Karnevalsveranstaltungen im Dorf. 43 Mitglieder hat der GCC, dazu kommen noch etwa 30 Teilzeit-Narren der Tanzgruppen und natürlich das Männerballett.
Über ein Prinzenpaar verfügt der Verein nicht, er wird demokratisch regiert von Präsident Siegfried Franke. Der verwaltet in der närrischen Zeit auch den Rathausschlüssel. Diese Tradition wird selbstverständlich gepflegt. Am Dienstag, wenn alle Feiern gelaufen sind, bekommt ihn Bürgermeisterin Marianne Riemeyer zurück.
Zum Fasching eingeladen ist jedesmal das ganze Dorf. Das heißt, soweit die Stühle im Sportlerheim reichen. In diesem Jahr gab es zwei Veranstaltungen für alle, weitere für die Senioren, für die Kinder und - die steigt heute - eine im Saalepark. Außerdem treten die Günthersdorfer Karnevalisten regelmäßig im Lützener Alten- und Pflegeheim auf. Also ganz schön viel zu tun für Elferrat, Funkengarde und die übrigen ehrenamtlichen Helfer. Doch wenn die Stimmung so phantastisch ist wie am Sonnabend, denkt keiner mehr an die Mühen im Vorfeld. Dafür sorgen neben dem immer wieder umjubelten Männerballett auch die anderen Akteure, die das Programm mitgestalten.
Zeremonienmeister Uwe passt auf, dass alle zur rechten Zeit auf die Bühne kommen. Die Redner, die in Sketchen die große und kleine Politik durch den Kakao ziehen und über Gott und die Welt palavern. Die kleinen, mittleren und großen Funken, die rhythmisch über die Showbühne wirbeln. Bei den Vorbereitungen und der Choreographie aller Tanzdarbietungen erhalten die Günthersdorfer Unterstützung von der Tanzgruppe Meuschau. Und die originellen Ideen begeistern das Publikum.
So rieb sich mancher die Augen, als die Funkengarde einheitlich im Blaumann in den Saal marschierte. Doch dann kam die Verwandlung: Schattenspiele! Hinter einem geschickt beleuchteten Paravent zogen sich die Damen aus - und standen plötzlich im superkurzen Röckchen da. Teufel und Nonne, Hexen, Clowns und Seeräuber, Katzen, Bienen und Kühe (in lila und schwar-weiß) applaudierten begeistert. Günthersdorf hellau!