Kahlschlag im Forst Ziegelroda? Kahlschlag im Forst Ziegelroda?: Pilze und Borkenkäfer machen Nadelhölzern zu schaffen

Ziegelroda - Manchmal gehe es sehr schnell, berichtet Holger Koth. Der Leiter des Landesforstbetriebs Süd spricht über die Folgen von Pilzbefall für Kiefern. Binnen weniger Tage können die Kronen ihre Farbe von Grün auf Braun wechseln.
Der Pilz- und bei Fichten der Borkenkäferbefall sind derzeit ein großes Problem im Ziegelrodaer Forst. Mit harten Mitteln versucht der Landesbetrieb, diese zu bekämpfen.
„Wir schauen uns gerade Baum für Baum an“, sagt Koth. Ein Befall lasse sich meist gut erkennen, auch wenn sich das Erscheinungsbild unterscheide. So hätten manche Nadelbäume noch grüne Kronen, doch die Rinde würde schon abfallen. Bei manchen sei es auch andersrum.
Gute Rinde, braune Krone. Stellen die Mitarbeiter einen starken Befall fest, so wird der Baum gefällt. Das sei notwendig, um möglichst viel vom Bestand zu retten, betont der Leiter des Forstbetriebs. Andere Möglichkeiten, wie etwa den Einsatz von Fungiziden sieht er nicht.
Der Diplodia-Pilz, der den Kiefern zusetzt, ist in unseren Breiten nicht neu. „Aber er war nie so schädlich, dass er zum Absterben der Bäume geführt hat.“ Die nunmehr jedoch tödliche Wirkung sei durch die Schwächung der Bäume zu erklären. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe ihnen zugesetzt. „Wir haben noch immer ein Niederschlagsdefizit.“ Zudem hätten die Bäume dieses Jahr früh ausgetrieben, also wenig Entspannung im Winter gehabt, erklärt Koth und bemüht einen humanmedizinischen Vergleich: „Das ist wie bei einem Menschen, der Herzprobleme hat, und bei dem dann die Grippe dazukommt.“
Der Diplodia-Pilz (Sphaeropsis sapinea) hat sich in Sachsen-Anhalt zu einem echten Problem entwickelt. Immer wieder kommt es im Land zu Fällaktionen betroffener Bäume.
Der Wärme liebende Pilz führt bei betroffenen Bäumen etwa zu Schäden an Rinden, Absterben und Verbraunen der Triebspitzen, Wipfeldürre und - vor allen Dingen bei vorgeschädigten Bäumen - auch teilweise zum kompletten Absterben.
Der Borkenkäfer ist eigentlich die Bezeichnung einer Unterfamilie von Insekten, von der es allein in Europa mehr als 150 Arten gibt. Sie bohren zur Eiablage Gänge in die Rinde oder das Holz.
Problematisch sind hier vor allem Rindenbrüter, die sich nach warmen, trockenen Wetterperioden explosionsartig vermehren können. Auch sie können zum Absterben von Bäumen führen, insbesondere wenn die vorgeschädigt sind. (rob)
Von dem Problemen betroffen seien im Ziegelroder Forst eigentlich alle Stellen, an den Nadelhölzer auftreten. Diese sind jedoch in der Minderzahl. So schätzt Koth, dass etwa 150 von insgesamt knapp 5.000 Hektar betroffen sind. Dies sind allerdings nur jene Waldbereiche im Landesbesitz. „Natürlich gibt es die Probleme auch in privaten oder kommunalen Waldteilen.“ Von dort könnten die Schädlinge natürlich auch wieder auf den Landeswald übertragen werden. Der Leiter des Forstbetriebes würde sich deshalb wünschen, dass auch andere Besitzer aktiv würden.
Ziegelrodaer Forst: Befallbekämpfung ist ungeplante Doppelbelastung für die Forstarbeiter
Dies sei man bereits geworden, erklärt Querfurts Bürgermeisterin Nicole Rotzsch (CDU). Ihrer Stadt gehören der etwa 90 Hektar des Ziegelrodaer Forsts. Dieser ist jedoch nicht der einzige kommunale Forst, in dem es Probleme mit Schädlingen gibt: „Im Bereich ’Querfurter Fichten’ (Schwarzkiefern) ist bei den regelmäßigen Kontrollen ein Diplodia-Pilzbefall festgestellt worden, die Ausschreibungen und die Vorbereitung der Maßnahmen laufen bereits“, sagt die Bürgermeisterin. In der Schmoner Wüste gebe es zudem vereinzelt Borkenkäferbefall. Dieser sei jedoch frühzeitig erkannt und bereits entfernt worden.
Der Landesforstbetrieb vermeldet zudem kleinere Probleme im Müchelner Holz und an der Merseburger Fasanerie. „Der Schwerpunkt ist aber der Ziegelrodaer Forst“, betont Koth. Die Arbeiten dort werden wohl noch bis Ende April dauern. Sie seien sehr aufwendig. Zudem sei man nun eigentlich routinemäßig damit beschäftigt, junge Bäume zusetzen. Die Befallbekämpfung ist eine ungeplante Doppelbelastung für die Forstarbeiter.
Die hatten bereits im Herbst mit ähnlichen Maßnahmen versucht, das Problem zu lösen. Allerdings nicht mit dem erhofften Erfolg. Ob sich dieser nun nach den Frühjahrsfällungen einstellt, hängt laut Koth wesentlich vom Wetter ab. „Wenn es weiter so trocken bleibt, wird es schwierig.“ (mz)