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Jagdflieger aus Merseburg Jagdflieger aus Merseburg: Mig-Denkmal steht jetzt im Museum in Baden-Württemberg

Von Tilo Krippendorf 08.10.2015, 13:22
In Marxzell fristet die Mig momentan ein Schattendasein.
In Marxzell fristet die Mig momentan ein Schattendasein. Privat Lizenz

Merseburg - Die Flügel des Jagdflugzeugs wurden in aller Eile mit Schneidbrennern abgetrennt. Der Rumpf landete auf einem Lkw, die Tragflächen legte Hubert Reichert einfach daneben. Es sollte schnell gehen. Es ist das Jahr 1991 und vieles in Merseburg im Ab- oder Umbruch, so auch ein auffälliges Denkmal in der Nähe des hinteren Gotthardteiches. Es ist ein sowjetischer Düsenjäger aus den 50er Jahren, der in Merseburg seit dem Jahr 1975 an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnerte.

Hubert Reichert ist Chef eines Fahrzeugmuseums im baden-württembergischen Marxzell, einem 5 000-Einwohner-Ort im nördlichen Schwarzwald. Er wittert damals die Chance auf ein außergewöhnliches Exponat, als ihm kurz nach der Wende ein russisches Jagdflugzeug angeboten wird. Er greift zu.

„Irgendjemand meldete sich bei mir und bot mir die Mig 15 an. Ich glaube, ich habe damals 9 000 D-Mark dafür bezahlt“, erinnert sich Reichert heute. Russische Technik war zuvor im Westen nicht zu bekommen, also machte sich Reichert auf den Weg in den Osten. Als das Flugzeug auf dem Gelände der russischen Kaserne verladen war, schaute das Heck zehn Meter über den Lkw hinaus, sagt Reichert. „Wir sind in der Nacht gefahren, weil wir nicht die ganzen Sondergenehmigungen für den Transport hatten“, beschreibt Reichert die Nacht-und-Nebel-Aktion. Er schweißte die Flügel in der neuen Heimat gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang wieder an.

DDR-Museum geplant

„Das Flugzeug war total ausgeschlachtet, weder Instrumente noch Fahrwerk noch Triebwerk waren dort noch drin“, sagt Hubert Reichert. Heute ist der Merseburger Düsenflieger als einziges Flugzeug im Marxzeller Museum zwar immer noch ein einmaliges Stück, fristet aber ein Schattendasein auf einer alten Garage. Das könnte sich jedoch ändern, denn die Brüder Reichert planen, ein DDR-Museum zu eröffnen. Die sowjetische Mig soll dann einen prominenten Platz auf dem Dach bekommen.

Seit 47 Jahren schon sammelt die Familie jede verfügbare Technik, auf vollgestopften 4 000 Quadratmetern ist hier vom Bügeleisen bis zum Feuerwehr-Oldtimer alles mögliche zu sehen - fast so, wie im Merseburger Luftfahrt- und Technikmuseum.

Mitten im Kalten Krieg wurde das Monument 30 Jahre nach dem offiziellen Kriegsende am 9. Mai 1975 mit großem Tamtam eingeweiht. Ein sowjetischer Gardeoberst namens Bulankin versprach damals feierlich, gemeinsam mit der Nationalen Volksarmee der DDR „stets für einen sauberen Himmel zu sorgen.“ Orchester spielten, das Denkmal wurde den Sowjetsoldaten der Merseburger Garnison und der Bevölkerung übergeben.

„Viele Informationen zu dem Denkmal gibt es nicht“, sagt Merseburgs Stadtarchivarin Marion Ranneberg, bis auf einige Postkarten und Zeitungsartikel gibt es zur Geschichte des Flugzeugs nichts zu finden. Dass die Mig nun wieder in Marxzell ans Tageslicht kommt, ist dem gebürtigen Leunaer Patrick Reichold zu verdanken. Er wohnt seit einigen Jahren bei den Museumsbesitzern Reichert zur Miete und hat den Flieger dort entdeckt. (mz)

Das Monument stand 25 Jahre lang in Merseburg.
Das Monument stand 25 Jahre lang in Merseburg.
Repro/Peter Wölk Lizenz
Langer Weg des Mig-Denkmals nach Baden-Württemberg
Langer Weg des Mig-Denkmals nach Baden-Württemberg
MZ Satz Lizenz