Interview mit OB von Bad Lauchstädt Interview mit OB von Bad Lauchstädt: "Das ist keine Ein-Mann-Show"

Bad Lauchstädt - Mitte Juni trat der Christdemokrat Christian Runkel sein Amt als Bürgermeister in der Goethestadt Bad Lauchstädt an. Inzwischen sind etwas mehr als 100 Tage vergangen, und es ist an der Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. MZ-Redakteurin Regina Retzlaff sprach mit dem studierten Juristen.
Mit welchem Gefühl schauen Sie auf die ersten 100 Tage Ihrer Amtszeit?
Runkel: Mit Stolz. Ich denke, dass ich mich gut reingefunden habe in meine neuen Aufgaben. Es musste ja gleich der städtische Haushalt überarbeitet werden. Da habe ich mich allerdings gefragt, wie ich das schaffen soll. Aber es gibt hier im Rathaus eine überdurchschnittlich gute Zusammenarbeit, was mir das Agieren sehr erleichtert hat. Entscheidungen werden von allen mitgetragen. Auch das ist wichtig. Das ist nämlich keine Ein-Mann-Show, da braucht man Leute, die mitziehen und mitmachen.
Was haben Sie denn zuerst im Rathaus verändert?
Runkel: Ich habe den Arbeitsstil aus meiner Anwaltskanzlei mitgebracht. So diktiere ich alle Briefe selber. Zudem läuft intern fast alles über E-Mails. So sind Informationen viel schneller ausgetauscht. Zudem schaue ich über alle Schriftsätze, die das Haus verlassen. So bekomme ich alle Entscheidungen auf den Tisch, die im Rathaus getroffen werden. Denn ich glaube, dass ein Bürgermeister wissen muss, was ringsum passiert. Nachdem der Haushalt überarbeitet war, gab es auch einige Veränderungen an der Personalstruktur. Wir mussten da einfach effektiver und preiswerter werden.
Nutzen die Bürger eigentlich auch Ihre Sprechstunde?
Runkel: Aber ja. In letzter Zeit wollen sie vor allem Informationen zum Asylantenproblem. Dabei kann ich sie beruhigen, denn wir haben bisher nur 52 Asylanten in der Stadt. Es kursieren leider eine Menge Gerüchte, die man nicht immer gleich aus der Welt schaffen kann. Nur so viel - wir haben hier in Bad Lauchstädt kaum freie und vor allem preiswerte Wohnungen. Wo also sollte der Landkreis Asylanten unterbringen? Und die bei uns schon wohnen haben sich gut integriert und kommen auch gut mit den Lauchstädtern zurecht, umgekehrt ebenso.
Nicht nur die Goethestädter interessiert, was mit dem ehemaligen Brunnenversand wird. Gibt es da Neuigkeiten?
Runkel: Das Thema liegt mir als Bürgermeister natürlich sehr am Herzen. Ich habe regelmäßig Kontakt zu den Investoren. Im Moment scheitert ein Weiterkommen an der Finanzierung. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Es wäre nämlich traumhaft für die Stadt, wenn das Projekt der Kurklinik umgesetzt wird.
Können Sie etwas sagen zum Breitbandausbau vor allem in den Ortsteilen?
Runkel: In der Kernstadt sind wir schon sehr gut dabei. In Zusammenarbeit mit Teutschenthal werden wir kurzfristig den Breitbandausbau mit Hilfe der avisierten Fördermittel vorantreiben, vor allem in unseren Ortsteilen.
Eine Ihrer ersten Amtshandlungen war es, dem Markplatz mittels Blumenkübeln etwas mehr Leben einzuhauchen. Gibt es da noch andere Ideen?
Runkel: Ja, es gibt da schon einige Ideen. So wollen wir es schaffen, zukünftig monatlich eine Veranstaltung auf den Markt zu bekommen. Am Abend vor Himmelfahrt 2016 werden wir einen Pfingstbaum am Rathaus aufstellen, der dann in der Adventszeit vom Weihnachtsbaum ersetzt wird. Anlassbezogene Märkte laufen ja schon sehr gut. Da müssen wir weiterdenken. Vielleicht gibt es irgendwann auch mal einen Wochenmarkt. Aber momentan würde der einfach nicht funktionieren, der Bedarf ist nicht ausreichend groß bei unseren Bürgern.
Stehen auch einmal unpopuläre Entscheidungen an, und was schwebt Ihnen noch so vor?
Runkel: Das lässt sich natürlich nicht vermeiden. Ich denke da nur an unsere Lindenstraße. Die wird nach den Baumaßnahmen nicht wieder zur Einbahnstraße. Sie soll auch künftig in zwei Richtungen befahrbar sein. Da wird sich Widerstand regen. Mir schwebt vor, die Buslinie von Halle nach Bad Lauchstädt zu verlängern bis zum Geiseltalsee, um Touristen in unsere Region zu bringen. Davon würden viele Orte profitieren. Mir schwebt auch vor, weitere junge Leute hier anzusiedeln. Dazu werden schon weitere Bauplätze erschlossen. Zum Beispiel auch in Schafstädt. Schließlich liegen wir hier genial zwischen Halle und Leipzig, haben die A 38 vor der Tür. Es gibt drei Grundschulen, Kitas und wir haben ein Theater. Welche Stadt unserer Dimension kann so etwas schon vorweisen?
Wenn jetzt Neuwahlen vor der Tür stünden, würden Sie wieder kandidieren?
Runkel: Ja. Und das nicht nur, weil ich jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann und die Familie sich an die neue Situation gewöhnt hat. Die Arbeit macht mir großen Spaß, sie ist stressiger, als ich dachte, aber auch sehr viel spannender.
(mz)