Internet bei Abellio Internet bei Abellio: Schnelles Surfen im Zug

Merseburg - In den Fernbussen ist es zumeist gratis: das schnelle Surfen im Internet. Die Konkurrenz auf der Straße zwingt nun auch Bahnunternehmen, in digitale Systeme zur Mediennutzung zu investieren. So will die Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH, die ab Dezember 2015 das Regionalnetz im Süden Sachsen-Anhalts bedient, alle Züge mit Funk-Repeatern zur Signalverstärkung ausrüsten. „Wir sind in Deutschland dann das erste Bahnunternehmen, das flächendeckend diese Technik einsetzt“, sagt Abellio-Sprecher Jörg Puchmüller.
Wlan in den Bussen des Nahverkehrs ist für die Personennahverkehrsgesellschaft (PNVG) Merseburg-Querfurt derzeit nicht in der Überlegung. „In Ballungsgebieten mag das anders sein, aber wir haben uns mit dem Thema bislang nicht beschäftigt“, sagt PNVG-Geschäftsführer Lothar Riese. Entsprechende Kundenwünsche gebe es nicht. Die PNVG deckt im Auftrag des Saalekreises den Nahverkehr in der Region Merseburg-Querfurt ab und befördert nach eigenen Angaben pro Jahr rund vier Millionen Passagiere. Ein Großteil davon sind Schüler.
Seit Mitte Dezember bedient die PNVG auch die Strecke Merseburg - Schafstädt als Ersatz für den eingestellten Bahnverkehr. Probleme gebe es bislang nicht, so Riese. Nach drei Monaten soll eine erste Bilanz über Fahrgastzahlen auf der Strecke gezogen werden.
200 Millionen Euro kosten die 35 neuen Züge, die auf zehn Strecken in Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Einsatz kommen sollen. „Wir haben die Signalverstärker im LTE- und dem 3G-Netz bei Testfahrten ausprobiert. 90 Prozent des Streckennetzes können wir in guter bis sehr guter Empfangsqualität abdecken“, sagt Puchmüller. Und da die meisten Nutzer über Flatrates beim Internetsurfen verfügen, „glauben wir schon, dass die Reisenden diesen Service auch ohne kostenloses Wlan zu schätzen wissen.“
Finanzierung ungeklärt
Schnelles Internet - und zwar kostenfrei - hatte zuletzt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) von der Bahn sowohl im überregionalen wie dem Nahverkehr gefordert. „Der Minister muss allerdings auch sagen, wie das finanziert werden soll“, heißt es dazu nicht nur bei Abellio. Der regionale Zugverkehr in Sachsen-Anhalt wird von der landeseigenen Nahverkehrsservice GmbH (Nasa) bestellt.
250 Millionen Euro pro Jahr zahlt das Land dafür an die Unternehmen - mit einer klar definierten Leistung. „Und Wlan gehörte in unserem Ausschreibungsverfahren nicht dazu“, sagt Puchmüller. Der Vertrag zwischen Nasa und Abellio hat eine Laufzeit von 15 Jahren.
„Das Thema Internet liegt sehr wohl in unserem Interesse, weil es für unsere Fahrgäste immer wichtiger wird“, sagt Nasa-Sprecher Wolfgang Ball. MZ-Informationen, wonach die Nasa bei künftigen Vergabeverfahren auf Wlan in den Regionalbahnen pocht, will Ball nicht kommentieren. „In den Verfahren haben wir Vertraulichkeit vereinbart. Daher äußern wir uns nicht zu Inhalten.“ Abellio bereitet sich indes darauf vor, Internet in den Zügen anzubieten - wenn die Finanzierung geklärt ist. „Die Option ist in den Zügen vorhanden“, so Puchmüller. (mz)