1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Immer weniger Leistungsempfänger: Immer weniger Leistungsempfänger: Geht dem Jobcenter im Saalekreis die Arbeit aus?

Immer weniger Leistungsempfänger Immer weniger Leistungsempfänger: Geht dem Jobcenter im Saalekreis die Arbeit aus?

Von Michael Bertram 28.09.2017, 05:00
Das Jobcenter des Saalekreises in Merseburg.
Das Jobcenter des Saalekreises in Merseburg. Peter Wölk

Merseburg - Droht den Mitarbeitern im Jobcenter des Saalekreises bald selbst die Arbeitslosigkeit? Zu dieser Ansicht könnte man kommen, betrachtet man die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Denn die Zahl der Leistungsempfänger ist seit Jahren im Saalekreis rückläufig, theoretisch haben damit auch die Mitarbeiter im Jobcenter immer weniger zu tun. Doch ist das tatsächlich so, und erhalten die Vermittler und Sachbearbeiter nun bald selbst die Kündigung?

Seit dem Jahr 2013 hat sich allein die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Saalekreis um mehr als 2.400 Fälle verringert. Gleichzeitig sank die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, also jenen Langzeitarbeitslosen, die jederzeit in Jobs vermittelt werden könnten, um weitere 3.800 Fälle. Geht diese Entwicklung so weiter, schaffen sich Jobcenter aufgrund ihrer erfolgreichen Vermittlungstätigkeit irgendwann selbst ab.

Sachbearbeitung wird immer komplexer

„In der Tat gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der von uns betreuten Menschen jährlich um fünf bis sieben Prozent reduziert“, sagt Gert Kuhnert, Geschäftsführer des Eigenbetriebs für Arbeit. Gleichsam warnt er jedoch vor zu schnellen Schlüssen. „Die Orientierung auf die Einzelfälle trägt dazu bei, dass die Sachbearbeitung immer komplexer wird“, erklärt er.

Heißt also, es sind zwar durchaus weniger Menschen zu betreuen. Diejenigen, die im Jobcenter verbleiben, werden jedoch heute weitaus intensiver betreut als noch vor einigen Jahren. Ein Grund dafür sind die Anforderungen aus bestimmten Förderprogrammen, ein anderer, dass der Anteil der Kunden mit gleich mehreren Vermittlungshemmnissen deutlich zunimmt.

Budgets orientieren sich an Zahl zu betreuender Kunden

Die tatsächlichen Fallzahlen sind es jedoch, die nicht nur das Jobcenter im Saalekreis zunehmend unter Druck setzen. Denn die Budgets sowohl für Verwaltung als auch für die Vermittlung orientieren sich an der Zahl der zu betreuenden Kunden. „Das heißt, wir müssen mit immer weniger Geld auskommen und trotzdem dieselbe Qualität abliefern“, sagt Kuhnert. Dass die Personalkosten auch durch Tariferhöhungen im Saalekreis-Jobcenter seit 2013 um über 2,3 Millionen Euro gestiegen sind, kommt da noch erschwerend hinzu.

Erste Jobcenter planen deshalb einen Personalabbau. Im Burgenlandkreis etwa sollen bis Ende 2018 etwa 35 Mitarbeiter gehen. Ein harter Einschnitt, den man im Saalekreis schon vor Jahren hat kommen sehen. „Wir haben deshalb bereits 2012 begonnen, an einem Entwicklungskonzept zu feilen und strategisch vorzugehen“, erklärt Kuhnert. So wurden beispielsweise einzelne Abteilungen neu zugeschnitten und Prozesse optimiert, mit der Schließung der Zweigstelle in der Merseburger Robert-Blum-Straße im Jahr 2015 zwei Standorte zu einem zusammengeführt. Ab dem kommenden Jahr werde zudem auf elektronische Akten umgestellt, um noch effizienter arbeiten zu können.

Unbefristete Arbeiter müssen keine Entlassung befürchten

„Angst vor Entlassungen muss kein unbefristeter Arbeiter aus unserer jetzigen Sicht haben“, stellt Kuhnert klar. Allerdings könnte es jene rund 50 Mitarbeiter treffen, die befristete Verträge haben. „Auch bei denen haben wir jedoch von Anfang an mit offenen Karten gespielt und nichts versprochen“, sagt der Jobcenter-Geschäftsführer. Es sei auch denkbar, manche Mitarbeiter an andere Aufgabenbereiche - zum Beispiel in der Kreisverwaltung - heranzuführen.

An den weiteren Standorten Querfurt und Halle wolle man jedoch nicht rütteln. Den vielen Kunden aus dem nördlichen oder westlichen Kreisgebiet seien lange Wege bis nach Merseburg trotz aller Schwierigkeiten, die da noch kommen, nicht zuzumuten. (mz)