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Im Schlossgartensalon Im Schlossgartensalon: Warum sich Hochschulpräsident aus Eberswalde porträtieren lässt

Von Undine Freyberg 11.03.2021, 15:00
Künstlerin Antoinette porträtiert den bisherigen Hochschulpräsidenten Wilhelm-Günther Vahrson aus Eberswalde.
Künstlerin Antoinette porträtiert den bisherigen Hochschulpräsidenten Wilhelm-Günther Vahrson aus Eberswalde. Undine Freyberg

Merseburg - Seit rund acht Jahren kennen sich Künstlerin Antoinette und der Mann mit dem Vollbart und der beeindruckenden Amtskette. „Wir haben uns im Rahmen ihrer Arbeit zu ,Mythos Europa’ in Eberswalde kennengelernt“, erzählt der 65-Jährige. Das Amt, zu dem die Kette gehört, hatte Wilhelm-Günther Vahrson seit 1998 inne. Seit 1. März ist der bisherige Präsident der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Ruhestand. Doch für dieses Porträt-Vorhaben durfte er die Kette ausleihen. Schließlich sollte das Bild eines Rektors, die in Brandenburg Präsidenten heißen, nicht ohne Kette gemalt werden.

Drei Tage hat Vahrson im Merseburger Schlossgartensalon Modell gesessen. Passend zum Thema Nachhaltigkeit, trug er dabei eine Fliege aus Holz. Die habe er geschenkt bekommen, und falls da mal ein Fleck draufkomme, nimmt man einfach feines, 400er-Schmirgelpapier, empfiehlt er schmunzelnd. Trotzdem: „Ich glaube, dass er ein sehr nachdenklicher Mann ist“, sagt Künstlerin Antoinette auf die Frage, warum sie Wilhelm-Günther Vahrson mit einem so ernsten Gesichtsausdruck malt.

„Ich möchte, dass er ganz bei sich ist, wenn ich ihn male.“

Die Künstlerin, die seit vergangenem Sommer ihr Atelier im Schlossgartensalon aufgeschlagen hat, hält kurz inne. „Stellen Sie sich mal vor, er müsste jetzt hier stundenlang sitzen und lächeln - da hätte er bald einen Krampf im Gesicht“, sagt sie und wird dann nachdenklich. „Ich möchte, dass er ganz bei sich ist, wenn ich ihn male.“

Vahrson, dessen Spezialgebiet Boden- und Landschaftskunde ist, ist nicht zum ersten Mal in Merseburg. „Ich bin zumindest schon mal hindurch geradelt, als ich vor ungefähr zweieinhalb Jahren auf dem Saaleradweg unterwegs war.“ Die Stadt habe ihm schon damals gefallen, erzählt der Mann, der aus Iserlohn stammt und in Berlin aufgewachsen ist. Als er jetzt wiedergekommen sei, habe er einen schönen, kleinen Stadtrundgang gemacht. „Die Stadt ist sehr kompakt, alles ist um die Ecke. Ganz anders als in Eberswalde“, sagt er und Antoinette pflichtet ihm bei. „Eberswalde zieht sich unglaublich am Finowkanal entlang.“

„Ich habe acht Jahre lang in Costa Rica gelehrt"

Das Porträt, das sie mit Pastellkreide malt, soll in einigen Tagen fertig sein. Dann werde es noch gerahmt und verschickt. „Und dann kann man mich in der Aula aufhängen“, schmunzelt Vahrson. Bis jetzt habe er noch nicht gemerkt, dass er jetzt plötzlich mehr Zeit haben soll. Aktuell kümmere er sich darum, welche wissenschaftlichen Projekte er in Mittelamerika umsetzen könnte.

„Ich habe acht Jahre lang in Costa Rica gelehrt. Dort zieht es mich wieder hin“, verrät der 65-Jährige. „Vielleicht steige ich auch wieder in die Lehre ein, wer weiß.“ Auf jeden Fall freue er sich, jetzt wieder mehr Zeit fürs Lesen zu haben. „Am liebsten lese ich Romane im spanischen Original - zum Beispiel Isabel Allende.“ (mz)