Basedow-Klinikum Merseburg Im Notfallzentrum werden Pflegekräfte zu Koordinatoren
Das Notfallzentrum hat Pflegekräfte zu Koordinatoren geschult. Sie sollen im Betrieb den Überblick behalten. Leiter Stefani hat noch weitere Pläne.
Merseburg - In der Notaufnahme eines Krankenhauses kommt es darauf an, dass schnell die richtigen Entscheidungen getroffen, die richtigen Behandlungen eingeleitet werden. Um dieses Ziel zu erreichen geht das Notfallzentrum des Merseburger Basedow-Klinikums nun einen neuen Weg und hat 15 Pflegekräfte mit langjähriger Erfahrung zu Notfallkoordinatorinnen weitergebildet. Sie sollen, zugespitzt ausgedrückt, dafür sorgen, dass der Laden in geordneten Bahnen läuft. Denn, so erklärt der Leiter des Notfallzentrums, Hartmut Stefani: „Wenn die Arbeit ohne Koordination abläuft, kann es sein, dass alle gerade irgendwo rumwuseln und für den ankommenden Rettungsdienst kurzzeitig kein Ansprechpartner da ist.“
Diese Aufgabe sollen nun unter anderem die Rettungskoordinatorinnen übernehmen. „Eine Schwester pro Schicht ist als Koordinatorin eingeteilt“, erörtert Stefani: „Sie nimmt die Meldungen der Leitstelle an, hält Kontakt zum Rettungsdienst, verteilt die Patienten, die zu Fuß oder per Rettungswagen kommen, sowie die Kollegen auf die jeweiligen Arbeitsbereiche. Und sie ist für die Ersteinschätzung zuständig.“ Also für einen wesentlichen Teil der Triage, jenem Prozess, in dem gerade bei starker Auslastung des Notfallzentrums festgelegt wird, welcher Patient sofort behandelt werden und welcher im Zweifelsfall warten muss.
„Derzeit führen Notaufnahme und der kassenärztliche Notfalldienst noch eine Koexistenz.“
Bei der Rettungskoordinatorin laufen also alle Fäden im Betrieb des Notfallzentrums zusammen. Dessen Arbeit strukturiert Leiter Stefani seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren kontinuierlich um. So wurde etwa bereits das Kommunikationssystem „Ivena“ eingeführt als Schnittstelle zwischen Leitstelle, Rettungsdienst und Notaufnahme. Letztere erhält dadurch bereits vor Eintreffen des Rettungswagens Informationen zum bald ankommenden Patienten und der Art seines Notfalls, kann sich also auf die nahende Arbeit einstellen. „Auf diese Notfallmatrix kann nun auch die Koordinatorin zugreifen und bei Bedarf frühzeitig beim Rettungsdienst für Fragen anrufen“, erklärt Stefani.
Der Zentrumsleiter hat aber noch weitere Ideen für die Neustrukturierung. „Derzeit führen Notaufnahme und der kassenärztliche Notfalldienst noch eine Koexistenz.“ Perspektivisch soll das kassenärztliche Angebot aber an das Notfallzentrum angegliedert werden, es also einen Anlaufpunkt für alle geben. Man habe dazu bereits konkrete Pläne, sagt Stefani und sieht darin klare Vorteile. Denn seit Jahren klagen die Notaufnahmen des Landes darüber, dass gerade nachts und an Wochenenden viele Patienten kommen, die eigentlich keiner Krankenhausbehandlung bedürften und so Kapazitäten blockieren würden. Diese Fälle könnten dann künftig beim Kassenarzt vorstellig werden, „ohne dass sie unnötig die teure Notaufnahme in Anspruch nehmen.“
Auf kurzem Wege in die Notaufnahme
Im Gegenzug könnten jedoch auch Patienten, die beim kassenärztlichen Notdienst vorstellig geworden sind und deren Probleme sich doch als gravierender erweisen, auf kurzem Wege in die Notaufnahme verwiesen werden. Derzeit ist diese Zusammenlegung aber noch Zukunftsmusik. Das liegt aus Stefanis Sicht vor allem an der Politik. Mitte der Legislaturperiode habe Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine gesetzliche Änderung der Notfallversorgung als Entwurf vorgelegt. Doch bisher sei der noch nicht beschlossen worden.
Der Leiter des Merseburger Notfallzentrums fürchtet, dass dies angesichts der Pandemie bis zu den Wahlen im Herbst auch nicht mehr passieren wird: „Ohne ein entsprechendes Gesetz hätten wir für das Projekt aber keine Refinanzierung. Das ist schwierig.“ (mz/Robert Briest)