Herzschlag auf dem Handy Herzschlag auf dem Handy: Kann ein Mini-EKG-Rekorder einen Schlaganfall verhindern?

Merseburg - Als kleines Wunder der Medizintechnik verkauft das Carl-von-Basedow-Klinikum ein neues Gerät, mit dem seit diesem Monat Patienten mit einem schwachen Herzen geholfen werden soll. Bei dem nur wenige Zentimeter großen Apparat handelt es sich um einen Mini-EKG-Rekorder, der Herzpatienten unter die Haut implantiert wird und hochauflösende EKG-Signale liefert - an eine App, die die Patienten auf dem eigenen Smartphone dokumentieren können.
Neue Technik kann Schlaganfälle verhindern?
„Wir sind die erste Klinik in der Region, die dieses Gerät implantieren kann“, zeigt sich der Ärztliche Direktor des Carl-von-Basedow-Klinikums, Roland Prondzinsky, begeistert von der Innovation. Demnach kann der Mini-Rekorder unregelmäßige und seltene Herzrhythmusstörungen aufspüren und helfen, die Ursache eines Schlaganfalls ausfindig zu machen. Am 1. Juli wurde dem ersten Patient das neue Gerät implantiert. Das passiert über einen winzigen Schnitt auf der linken Brustseite. Wie mit einer Art Spritze wird der Rekorder unter die Haut geschoben und auf seine Arbeit vorbereitet. „Wir erwarten uns viel von dem neuen Gerät, da es ein zuverlässiges Diagnostikinstrument ist, das bei exzellenter Signalqualität sehr klein ist und in nur einem Schritt implantiert werden kann“, erklärt Kardiologe Frithjof Schlegel.
Mini-EKG-Rekorder der Vorgängergenerationen werden schon seit vielen Jahren am Klinikum implantiert. Allein in Merseburg sind es jährlich fast 100 Eingriffe. Das neuartige Implantat soll nicht aber nur dazu dienen, Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag zu erkennen, sondern auch ein weiterer Schritt im Bereich der Telemedizin sein. „Durch den Rekorder haben wir die Herzaktivität unserer Patienten kontinuierlich im Blick“, erklärt Schlegel. „Herzrhythmusstörungen können dadurch schnell erkannt und behandelt werden.“
Mini-Rekorder kann Rhythmusstörung frühzeitig zu erkennen und Schlaganfälle vermeiden
Das sei wichtig, denn rund 35.000 der 240.000 Schlaganfälle, die sich jährlich in Deutschland ereignen, sind laut Angaben des Basedow-Klinikums durch Vorhofflimmern bedingt, welches oft unbemerkt auftrete. Immer wieder komme es vor, dass Ärzte erst nach einem Schlaganfall feststellen, dass der Patient Vorhofflimmern hat. Um das Schlaganfallrisiko zu senken, kommt es nach Ansicht der Experten darauf an, die Rhythmusstörung frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln.
Viele dieser Hirninfarkte ließen sich dadurch vermeiden. Deutschlandweit sind rund 1,8 Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen. Auch wenn die Rhythmusstörung nicht unmittelbar lebensbedrohlich ist, kann sie schwere Komplikationen mit sich bringen. Es können sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die über den Blutkreislauf ins Gehirn gespült werden und einen Schlaganfall auslösen.
Wahrgenommene Symptome mit einer App dokumentieren
Der neue Mini-EKG-Rekorder, der neuerdings im Merseburger Klinikum verwendet wird, kann laut Angaben bis zu vier Jahre im Körper verbleiben. Dabei überwacht er das Herz, zeichnet Unregelmäßigkeiten auf und übermittelt die Daten an den behandelnden Arzt.
Außerdem ist es dem Patienten erstmals möglich, wahrgenommene Symptome mit einer App über ein handelsübliches Smartphone zu dokumentieren und die telemedizinische Übertragung der Daten an einen Kardiologen zu verfolgen. „Dadurch wird das Selbstmanagement der Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützt“, meint Oberarzt Frithjof Schlegel. (mz)