Kein Konfettiregen mehr bei Hochzeiten Heiraten in Merseburg: Kein Konfettiregen mehr bei Hochzeiten - Ist die Romantik im Eimer?

Merseburg - Rote Herzen flattern durch Merseburg. Diese Zeichen von Liebe und Romantik schaffen es vom Ständehaus teilweise bis zum Parkplatz an der Hälterstraße oder sogar noch weiter. Woran sich manche kurzzeitig erfreuen, ärgert die Stadt Merseburg. Denn die kleinen Kunststoff- und Folienherzchen oder auch Plastikblüten mögen zwar romantisch aussehen, sind aber ein großes Umweltärgernis, weil sie nicht wie Laub irgendwann verrotten, sondern der Stadt auf ewig erhalten bleiben, falls die Kehrmaschine sie nicht erwischt.
Deshalb bekommen Brautpaare, die ihren schönsten Tag im Leben in Merseburg verbringen und im Ständehaus heiraten möchten, schon Wochen vor dem großen Tag eine höfliche Aufforderung. Sie werden schriftlich gebeten, dass - wenn vor dem Ständehaus gestreut werden soll - bitte nur kompostierbare Streumaterialien wie zum Beispiel Blütenblätter verwendet werden sollen, damit Plastik und Folie nicht in die Natur gelangen.
Merseburger zum Konfetti-Hinweis: „Na, das ist doch endlich mal vernünftig.“
Mittlerweile weist auch ein gut sichtbarer Aufsteller mit durchgestrichenem Konfetti-Symbol vor dem Ständehaus noch mal auf die Bitte der Stadt hin. Ein älteres Ehepaar macht im Vorbeilaufen die Bemerkung: „Na, das ist doch endlich mal vernünftig.“ Denn das Plastikmüll mittlerweile eine Geißel der Menschheit ist, dürfte sich hinlänglich herumgesprochen haben.
Natürliche Blüten sind also draußen willkommen. Im Ständehaus und im Trauzimmer hingegen dürfen nicht mal Blumen gestreut werden. Die Begründung: Unfallgefahr. Natürlich - auf den blanken Fliesen kann ein Haufen Blütenblätter schnell mal einen Bananenschaleneffekt haben. Und auch das symbolische Reiswerfen, womit eine kinderreiche Ehe gewünscht werden soll, ist im Haus verboten - nicht, dass Braut und Bräutigam im Krankenhausbett statt im Hochzeitsbett landen.
Standesamt Merseburg: „Die meisten Brautpaare reagieren mit viel Verständnis auf unsere Bitten und Hinweise“
„Die meisten Brautpaare reagieren mit viel Verständnis auf unsere Bitten und Hinweise und informieren auch ihre geladenen Gäste darüber. In den meisten Fällen klappt das “, sagte Katharina Jahn, die Leiterin des Standesamtes, gegenüber der MZ. Ein Paar, dass am Samstag geheiratet hat, fand die Hinweise auch völlig in Ordnung. „Das ist doch mittlerweile fast überall so. Ich habe schon aus mehreren Städten gehört, dass es dort verboten ist, künstliche Herzen oder Blüten zu streuen“, sagte der 27-jährige Bräutigam.
Allerdings gibt es auch andere Meinungen. „Was die nur wollen - das gehört doch dazu“, hörte man bei einer Hochzeit am Freitag und obwohl der Aufsteller vor dem Ständehaus sagt, dass das Abschießen von Konfetti-Kanonen nicht erwünscht ist, wurde das am Freitag trotzdem getan.
Standesamt Merseburg hält sich vor, dem Brautpaar die Reinigungskosten in Rechnung zu stellen
„Ich kann ja verstehen, dass es sehr teuer werden kann, wenn man echte Blüten werfen will“, meint Katharina Jahn. „Warum wird es denn eigentlich nicht wie früher gemacht. Da wurde von den Brautpaaren nach der Hochzeit Kleingeld, also Pfennige, geworfen. Wenn man heute Geld werfen würde, würde von den Ein- oder Zwei-Cent-Stücken mit Sicherheit nichts mehr liegenbleiben.“ Hinzu komme, dass alle Brautpaare, die an diesem wundervollen Platz in Merseburg heiraten wollen, das gleiche Recht auf eine saubere Umgebung am Ständehaus hätten.
Natürlich sei kein Paar vor den Aktionen von Überraschungsgäste sicher, sagt auch Katharina Jahn. Deshalb gibt die Stadt Heiratswilligen aber auch den Hinweis, dass man sich im Zweifel vorbehalte, dem Brautpaar die Reinigungskosten in Rechnung zu stellen. (mz)