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Heidnische Hochzeit im Keller

Von Regina Retzlaff 21.01.2007, 16:26

Querfurt/MZ. - Für die Herren auf dem Laufsteg zeichnete das einheimische Herrenmodehaus Prenz verantwortlich.

An 19 Ständen drängten sich nicht nur künftige Brautpaare. "Es wird auch nach Silberhochzeitsreisen gefragt", erzählte Sylvia Wiegner vom Querfurter Reisebüro am Rathaus. Italien und Griechenland seien gefragte Honeymoon-Ziele aber Kurzreisen seien ein Renner diesbezüglich. Eine zweistöckige Hochzeitstorte zog die Blicke am Stand von Bäcker Koch aus Landgrafroda auf sich. Man könnte annehmen, es liegt ein Samttuch unter den gezuckerten echten Rosen. "Das ist Rollzucker", erklärte Jana Koch, die Tochter des Meisters, die auch erzählte, dass es nicht immer mehrstöckige Torten sein müssen. "Wir backen auch Herzen oder viereckige Torten mit Aufschrift."

Sie hatte Ende 2005 schon Johannes B. Kerner während seines Jahresrückblickes im ZDF ins Schwitzen gebracht. Am Sonntag brachte sie ihre Paare in Schwung. Die älteste aktive Tanzlehrerin Deutschlands, die weit über 80-jährige Gisela Weser von der Eislebener Tanzschule Triebel gab einen kleinen Einführungskurs in verschiedene Tänze, denn "ein Eröffnungstanz des Brautpaares gehört doch zu jeder Hochzeitsfeier", meinte sie. Und sie erklärte auch, dass es nicht unbedingt der Walzer sein muss, der getanzt wird. Auch Discofox und Tango eignen sich da. "Bei mir hat noch jedes Paar etwas gelernt, auch wenn es auf die letzte Minute kommt. Manchmal nur ein paar Tage vor der Hochzeit."

Ein Jahr und einen Tag Zeit sich zu prüfen haben nun Ellen Scheffel (19) und Patrick Krüger (18) aus Sangerhausen, die von der Hohepriesterin Violentia in einem heidnischen Ritual verheiratet wurden. Nach diesem Jahr der Prüfung erscheinen sie wieder vor der Priesterin und erklären, ob sie sich nun lebenslang verbinden wollen. So sehen es die heidnischen Bräuche vor, die heute mit der Verlobung weiterleben.

Diese heidnische Hochzeit war einer der Höhepunkte der Hochzeitsmesse. Durchgeführt wurde sie von der mittelalterlichen Musikgruppe "In Speculum", die sich neben der Musik aus mittelalterlicher Zeit auch um derartige Zeremonien verdient macht. "Menschen sehnen sich heute nach Einfachheit. Wir wollen ihnen dabei helfen, sie zu finden", erklärte Violentia, ehe sie das junge Paar in den Fürstenkeller führte. Wie geplant im Freien konnte die Zeremonie nicht durchgeführt werden. Der orkanartige Sturm machte den Beteiligten einen Strich durch die Rechnung.