Hat man Johannes und Laurentius vertauscht?
Halle/MZ. - Doch immer wieder stehen Besucher davor und bewundern dieses architektonische Kleinod, das förmlich zu einem Rundgang durch die gesamte Anlage einlädt.
Am Hauptportal zwischen den Westtürmen findet man eine auf 1515 datierte Inschrift - dieser imposante Eingangsbereich entstand also erst im 16. Jahrhundert. Besonders prägnant sind die Figuren über der Tür: die beiden Dompatrone Johannes der Täufer (rechts) und Laurentius. Sie wurden, wie die Büste von Kaiser Heinrich II. in der Mitte, in dieser Zeit am Westportal angebracht. Heinrich mit der Krone auf dem Haupt hält in der rechten Hand ein Kirchenmodell, auf dem die Jahreszahl 1515 in erhabenen Ziffern angebracht ist.
Alle Figuren sind aus Sandstein, der Laurentius 190 Zentimeter groß, der Johannes zehn Zentimeter größer. Die Originale der zwei Patrone befinden sich übrigens im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg, sie wurden während eines Umbaus 1883 -1886 durch Kopien ersetzt.
Domführerin Beate Tippelt ist kürzlich noch einmal der Legende nachgegangen, dass damals die Standorte vertauscht worden seien. "Diese Theorie lässt sich nicht belegen", verweist sie auf alte Stiche, weit aus der Zeit vor 1883. Solcherart Vermutungen seien wohl deshalb laut geworden, weil Johannes und Laurentius nicht auf die Besucher des Doms, sondern seitlich in die Ferne zu blicken scheinen. Aber offenbar schon immer. . .
Laurentius, der auf dem linken Pfeiler steht, wird als Diakon im entsprechenden Gewand dargestellt. Sein jugendliches Antlitz ist bartlos, das Haar kräuselt sich in kleinen Löckchen. Rechts hält er ein Buch, die Linke umfasst einen Rost - das Marterinstrument. Es wird vom Gewand verdeckt.
Johannes auf der rechten Seite lässt sich leicht identifizieren: Er hält das Lamm Gottes auf dem Arm. Seine Locken reichen bis zur Schulter, er trägt einen kräftigen Vollbart. Unter dem eng gegürten Mantel sind die schlanken Beine des barfüßigen Asketen sichtbar. Seine rechte Hand (an der Originalfigur fehlt sie) weist ehrfürchtig auf das Opferlamm, das für Christus steht. (Thema wird in nächster Folge fortgesetzt)