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Handwerk auf dem Dorfe Handwerk auf dem Dorfe: Beim König der Sülzen wird gefeiert

Von Regina Retzlaff 24.09.2003, 13:15

Schmon/MZ. - Beinahe wäre sogar schon nach der dritten Generation Schluss gewesen, denn eigentlich wollte Frank ja Gärtner werden. Später dann auch Koch. Aber irgendwie haben ihn die Eltern schließlich doch noch überzeugen können.

Auch wenn die Familientradition nun doch zu scheitern droht, bereiten die Gablers ihr großes Jubiläum akribisch vor. Am 1. Oktober wird der Betrieb 100 Jahre alt. Am 27. September soll es deshalb im Kulturhaus Obhausen richtig rund gehen. Die Einladungen zur Geburtstagsfeier sind raus. Mit einem vollen Haus wird gerechnet. Dann wird sicherlich niemand mehr dabei sein, der sich an den 1. Oktober des Jahres 1903 erinnert, als Gustav und Rosa das Geschäft gründeten.

Aber Fritz und Erika, die dritte Generation, die 1989 das Geschäft nach 25 Jahren an die jungen Leute abgaben, die können sich noch an so manche Geschichte erinnern, die die zweite Generation, Friedrich und Wally nämlich , erlebte. Diese beiden Gablers waren bis 1964 die Geschäftsinhaber. Die Fleischerei steht vom ersten Tag an am gleichen Ort. Gustav hat damals noch selber geschlachtet und die Ware dann im Laden verkauft. "Das Schlachten gibt es schon lange nicht mehr. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich frühmorgens immer nach Querfurt gefahren bin, um das zugeteilte Fleisch abzuholen. Jeder meiner Kollegen, und wir waren zu DDR-Zeiten mal so um die 12 oder 13 im Landkreis Querfurt, bekam vom Rat des Kreises seinen Anteil zugewiesen", schweifen die Gedanken von Fritz Gabler zurück.

Und sie kommen so auch zu den Schlangen, die sich kurz vor Öffnung des Geschäftes bildeten, die manchmal nicht abrissen, weil die Leute von sonst wo kamen, um einzukaufen. "Ich wünschte mir heute manchmal noch solche Schlangen", wirft Erika Gabler ein. "Es gibt ja kaum noch einen kleinen privaten Fleischer in der Gegend. Die Supermärkte machen uns alle kaputt", winkt sie ab. Dabei haben alle Gablers ihr Leben lang hart gearbeitet fürs Geld. Ja, man habe auch gut verdient. Das sei schon richtig. Doch ein solches Geschäft müsse ja unterhalten werden.

Elf Leute sind heute bei Gablers beschäftigt. "Wir bilden auch Fleischer und Verkäuferinnen aus. Wobei der Fleischer kein Traumberuf ist. Das merken wir schon an den Bewerbungen, die wir bekommen. Die halten sich nämlich arg in Grenzen. Doch unser Angebot ist längst über das des traditionellen Fleischers hinaus gewachsen", hakt Andrea ein. Gleich nach der Wende habe man sich auf den Partyservice gestürzt. Das sei dem Frank schon ganz recht gewesen, schließlich wollte er ja einmal Koch werden. Und nun kann er hier seiner heimlichen Liebe freien Lauf lassen. "Wir haben Filialen in Obhausen, Farnstädt, Bad Bibra und einen mobilen Stand seit Jahren in Halle-Neustadt. Dort kann man neben Fleisch und Wurst auch ein kleines Angebot an anderen Lebensmitteln kaufen. Butter etwa oder Nudeln, Wein oder Käse. Sogar selbst gebackene Brötchen sind im Angebot." Auch in Schmon gibt es einen festen Kundenstamm fügt der 39-jährige Frank hinzu, der seit einiger Zeit der Innungsobermeister der Fleischer im Bereich Querfurt / Nebra ist.

Die Kunden stehen jetzt auch wieder auf die gute alte hausschlachtene Wurst. Bratwurst, Kochsalami, Römerbraten und vor allem Sülze werden verlangt. Immerhin war Meister Gabler (der Dritte) schon immer als Sülzenkönig bekannt. Ob die Spezialität des Hauses auch während der Feier zum 100-Jährigen aufgetischt wird? Die Gäste sollten sich überraschen lassen.