Geiseltalsee Geiseltalsee: Land verschiebt mögliche Freigabe

Braunsbedra/MZ. - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Zur Abnahme der neuen Steganlage im Braunsbedraer Hafen zwängen sich Vertreter der Stadt, Planer, Architekten und Bauleute zwischen der Absperrung am Aussichtspunkt "Leonhardt" hindurch zum Geiseltalsee. 1,8 Millionen Euro hat Braunsbedra investiert, 165 Segelboote und Motoryachten sollen hier einen Liegeplatz finden. Wenn, ja wenn der See zumindest teilweise zur Nutzung freigegeben wird. Anfang Mai wollte sich das Wirtschaftsministerium des Landes zu dieser Frage positionieren. Doch Kommunalpolitiker, Touristiker und Geschäftsleute, die in den Startlöchern stehen, werden seit Monaten vertröstet. Sie hören die immer gleichen Antworten aus Magdeburg. Es ist wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Ende Mai soll es nun die von vielen sehnsüchtig erwartete Erklärung aus Magdeburg geben.
"Immerhin, die Zeiträume zwischen den Terminen werden kürzer. Die Ungewissheit muss jetzt ein Ende haben", fordert Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU). Viel ist aus dem Wirtschaftsministerium allerdings noch nicht zu erfahren. Zu welchem Schluss sind Gutachter, das Landesbergamt und der Bergbausanierer LMBV gekommen? Werner Müller glaubt das Fazit zu kennen. Er ist optimistisch. "Ich denke, dass der Bereich von Stöbnitz bis Braunsbedra einschließlich der Halbinsel freigegeben werden", sagt Müller, Mitglied im Interessen und Förderverein "Geiseltalsee" und Initiator eines lokalen Expertenkreises ehemaliger Bergbaufachleute. Müller bemüht sich um eine Expertise, die die Untersuchung von 20 geologischen Schnitten durch Böschungen, Ufer und den See untersuchen. Erste Ergebnisse sind in das Geiseltal durchgesickert. "Demnach hat keiner der Schnitte bisher eine Gefährdung ergeben." Die Bergleute aus dem Geiseltal fühlen sich bestätigt, sollte die Analyse tatsächlich positiv ausfallen. Die Verhältnisse seien mit denen von Nachterstedt nicht vergleichbar, argumentieren sie seit dem verheerenden Unglück im Juli 2009 am Concordiasee. Danach war es unter anderem zum Streit zwischen der Landesregierung und dem Interessen- und Förderverein über die Sicherheit am See gekommen. Doch das Klima hat sich geändert. Statt Dauerfrost hat Tauwetter eingesetzt. Ganz offensichtlich hat Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) das richtige Händchen für die Menschen im Geiseltal. Sie pflegt auch privat den Kontakt etwa zu Mitarbeitern der Fachkreises. "Wir reden mit- und nicht übereinander. Das rechnen wir der Ministerin hoch an", lobt Müller.
Oben, am Aussichtspunkt "Leonhardt", hält der Geiseltalexpress. Bergbauveteranen aus dem Leipziger Raum knipsen den unvollendeten Hafen. Näher heran dürfen sie nicht. Die Stadt träumt hier noch von einer Seebrücke und einem maritimen Flair. "Es ist genau zwei Jahre her, dass wir den Bauantrag für die Seebrücke gestellt haben", sagt Bürgermeister Schmitz und hofft, dass die Betreten-verboten-Schilder bald verschwinden.