Gefangen in Meuschau: Gefangen in Meuschau: Warum geplantes Wohngebiet den Bürgern Sorgen macht

Merseburg - In Meuschau wohnt es sich grundsätzlich gut. Man lebt ruhig und im Grünen. Vor allem am Kreuzweg. Das könnte sich jedoch ändern.

Ein hallescher Investor hat vor, dort rund 29,5 Hektar unbebautes Land von der Sparkasse zu kaufen und dort rund 45 Einfamilienhäuser zu errichten. „Wenn das passiert, haben wir noch mehr Verkehr auf der Dorfstraße, und keiner kommt mehr aus Meuschau raus“, befürchtet Meuschaus Ortsbürgermeister Axel Warmut.

32 Häuser waren in den 90er Jahren im Bereich Fürstendamm/Kreuzweg gebaut worden. Bei 45 neuen Häusern wird mit rund 80 bis 90 zusätzlichen Autos gerechnet. Droht Meuschau der Verkehrsinfarkt? „So etwas ähnliches“, meint Warmut. Das Wohngebiet am Fürstendamm sei quasi eine Sackgasse. „Dabei hatten die Leute die Grundstücke damals in dem guten Glauben gekauft, dass es neben dem Fürstendamm noch zwei weitere Ausfahrten geben würde. Die fehlen allerdings.“ Das hat unter anderem mit einem nahe gelegenen Naturschutzgebiet zu tun. Die meisten Meuschauer seien nicht besonders glücklich über weitere neue Häuser in ihrem Ortsteil sein.

„Schauen Sie sich doch unsere Dorfstraße an. Seit sie 1998 verschmälert wurde, um auf beiden Seiten Gehwege anzulegen, kommen zwei Autos nicht mehr normal aneinander vorbei, wenn an einer Seite geparkt wird“, erklärt Warmut. Das Hotel bringe zusätzlichen Verkehr. Wenn die Nachwuchskicker von SV 99 zum Training kommen, würden die natürlich häufig auch mit dem Auto gebracht. „Und ganz schlimm wird es vermutlich, wenn die B 181 ausgebaut wird und wir an der Dorfstraße eine Ampel bekommen.“ Dann komme man sicher noch schlechter aus dem Ort heraus, weil die übergeordnete Straße ja Vorrang hätte. Allerdings sagt Warmut auch: „Wir haben nichts gegen ein neues Wohngebiet, wenn auch verkehrlich alles neu geregelt wird.“

Aber muss das eigentlich sein? Okay, die Grundstücke in Meuschau sind mit 800 bis 870 Quadratmetern etwas größer als anderswo, und die Natur hat man gleich um die Ecke. Trotzdem haben bisher erst drei junge Pärchen nach Grundstücken gefragt. Ansturm klingt anders.

Ob das neue Wohngebiet tatsächlich kommt, darüber hat Meuschau nicht zu entscheiden. Planungshoheit hat die Stadt Merseburg. Und bevor die hier einen Bebauungsplan aufstellt, heißt es erstmal: Butter bei die Fische. Auf Deutsch: Der Investor soll erstmal zeigen, was er vor hat, und ordentliche Pläne vorlegen. „Das werden wir ihm mitteilen“, so OB Jens Bühligen (CDU).

Einspruch gibt es außerdem von Seiten der Stadträte, denn bereits Ende 2012 hatte der Stadtrat beschlossen, dass in Meuschau nur 30 Einfamilienhäuser gebaut werden dürfen. „Daran sollten wir uns halten“, fordern sowohl Marcus Turré von der SPD als auch Matthias Kreisel von der CDU. (mz)