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Fußball im Einkaufstempel Nova Eventis Fußball im Einkaufstempel Nova Eventis: Neuer Chef setzt auf Sportlounge und Modenschauen

07.04.2015, 19:56
Peter Lehnhardt will persönliche Shopping-Touren anbieten.
Peter Lehnhardt will persönliche Shopping-Touren anbieten. peter wölk Lizenz

Günthersdorf - Mit Halle und Leipzig als Nachbarn und dem neuen Outlet-Center in Brehna als künftigen Konkurrenten haben Sie sich mit dem Nova Eventis ein schwieriges Pflaster als Arbeitsplatz ausgesucht

Peter Lehnhardt: Die Herausforderung ist groß, aber es gibt in Deutschland keine einfach oder schwer zu leitenden Shopping-Center. Jedes hat nur seine speziellen Anforderungen.

In Leipzig rüstet der Handel rasant auf. Ist die Messestadt die größte Herausforderung des Nova Eventis?

Lehnhardt: Leipzig ist für uns interessant wegen der Kaufkraft und der Modeaffinität der Einwohner und der vielen jungen Menschen dort, aber der Leipziger ist nicht unser Hauptkunde. Unsere Besucher kommen zu gleichen Teilen aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.

Der Handel fürchtet zunehmend das Internet - Sie auch?

Lehnhardt: Online ist ein wichtiges Thema, jährlich werden in Deutschland im Internet mehr als 40 Milliarden Euro umgesetzt und ein großer Anteil davon sind Textilien. Bei eigenen Umfragen haben wir aber festgestellt, dass es mehr Leute gibt, die sich online informieren, aber dann im Laden einkaufen. Zudem ist der Erlebnischarakter eines Centers ein Bonus, denn die Leute wollen sehen und gesehen werden, flanieren, Menschen ums sich haben, Freunde treffen.

In den Ladenzeilen des Nova Eventis klaffen inzwischen aber auch einige Lücken. Woran liegt’s?

Lehnhardt: Wir befinden uns mit unseren 200 Geschäftsflächen in einer Umstrukturierung. Wenn ein Center wie das Nova Eventis zehn Jahre alt wird, laufen in der Regel einige Mietverträge aus. Diese werden verlängert oder Geschäfte ziehen um, neue kommen rein. Das ist ein ganz normaler Prozess. Wir haben derzeit einen Leerstand von zwei Prozent, was sehr wenig ist. Zudem gibt es Flächen, die strategisch nicht sofort nachbelegt werden, weil man jemanden in Aussicht hat.

Sie haben also weitere Zugpferde wie die Marke Hollister im Auge, für die schließlich viele Ihrer Kunden lange Fahrten in Kauf nehmen?

Lehnhardt:Die großen Ankermieter wie Media Markt sind langfristig gesichert, das ist mit am wichtigsten, weil das die Läden sind, nach denen die Leute fragen. Ansonsten beobachten wir genau, welche modernen Modelabels sich anbieten. Wir wollen aber auch in Richtung Nahversorgung besser werden. In den nächsten zwei, drei Jahren wird viel umgebaut.

Wird man das Nova Eventis nach diesem Gesichtslifting denn wiedererkennen?

Lehnhardt: Rein optisch ändert sich nicht viel. Die Architektur ist weiterhin modern und zeitgemäß. Das Gebäude ist top in Schuss und somit bereit für die nächsten zehn Jahre. Es geht vor allem darum, die Geschäfte zu modernisieren.

Mit der Flugverbindung Leipzig-Moskau gingen Ihnen vor einigen Monaten auch Shopping-Touristen aus Russland verloren. Sind Sie diesbezüglich in neuen Verhandlungen?

Lehnhardt: Dass wir von der Verbindung enorm profitiert hätten, wäre übertrieben. Es gab diesen Ansatz, weil man in Dresden damit sehr erfolgreich war. Aber dort hatten die Russen sich in Verbindung mit Prag einfach auch sehr gern Dresden angeschaut. Sie waren quasi da, man musste sie nur noch ins Center holen. Angesichts der aktuellen politischen Lage und des Einbruchs des Rubels, ist das für uns derzeit kein Thema mehr.

Inwiefern profitiert das Nova Eventis eigentlich vom Kasino?

Lehnhardt: Das ist eine sehr seriöse Spielbank, die selbst mit ihrem Start zufrieden ist. Auch die Spielbank hat viel Erlebnis zu bieten, so dass wir sicher viel zusammenarbeiten werden. Denn auch dort geht es ja nicht nur um den reinen Roulette-Tisch.

Welche konkreten Ideen haben Sie denn eigentlich mitgebracht?

Lehnhardt: Wir wollen mit Fußboden-Aufklebern dem Besucher im Center mehr Orientierung bieten. Zudem werden wir eine Fußball-Lounge einrichten, wo Sportevents oder die Bundesliga übertragen wird. Das ist sicher ein gutes Angebot für Männer, während ihre Frauen in Ruhe einkaufen gehen. Zudem wollen wir wieder mehr Events anbieten und so unserem Namen gerecht werden. Dazu wollen wir den Leuten möglichst jeden Samstag etwas Besonderes präsentieren. Kombiniert wird das mit einem neuen Modekonzept.

Wie soll das denn konkret aussehen?

Lehnhardt: Wir möchten, dass die Geschäfte, die heutzutage nicht mehr nur vier, sondern bis zu 25 Kollektionen pro Jahr haben, ihre Sachen auch präsentieren können. Es wird also das ganze Jahr über Modeschauen geben. Die Sachen sollen in Modeblogs oder bei Youtube präsentiert werden, Internetportale also, die vor allem junge Konsumenten nutzen. Und wenn die dann ins Center kommen, können sie noch eine Modeschau erleben. Wir wollen den Kunden auch persönliche Shopping-Touren anbieten. Dafür wurde extra eine Mitarbeiterin ausgebildet.

Angesichts dieser Offensive wird den kleinen Einzelhändlern in der Merseburger Innenstadt sicher jetzt schon Angst und Bange. Haben Sie manchmal Mitleid mit den Gewerbetreibenden?

Lehnhardt: Jeder ist seines Glückes Schmied und muss mit dem Wettbewerb und der Zeit mitgehen. Wenn Geschäftsinhaber außerhalb des Nova Eventis mit ihrer aktuellen Situation nicht zufrieden sind, stehen wir gern als Ansprechpartner für eine Geschäftseröffnung zur Verfügung, wenn das Angebot stark genug und wettbewerbsfähig ist. Und am Ende sind auch wir ja dem Wettbewerb ausgesetzt.

(mz)