Fliegerstädtchen in Merseburg Fluglärm in Merseburg: Darum gibt es Ärger mit Fallschirmspringern im Fliegerstädtchen

Merseburg - Rasenmäher, Bohrmaschine und Musikanlage - dass diese Dinge Lärm erzeugen und so unter Nachbarn für Streit sorgen, dürfte allgemein bekannt sein. Halbwegs skurril muten jedoch Klagen über Lärm durch Fallschirmspringer an, zumal diese auch in Merseburg für gewöhnlich nahezu lautlos vom Himmel fallen.
Anwohner des Fliegerstädtchens ärgern sich allerdings nicht über die Sportler selbst, sondern über die Geräusche des Flugzeugs, dass die Springer auf 1.500 beziehungsweise 3.000 Meter Sprunghöhe bringt. An jedem Wochenende, an dem auf dem Flugplatz im Merseburger Airpark Sprungbetrieb herrscht, bangen Anwohner um ihre Ruhe, weil die Maschine - ein alter Antonov-Doppeldecker - sowohl samstags als auch sonntags mehrere Male abhebt und dabei auch die Siedlung tangiert oder unter Umständen überfliegt.
Zwei Fluglärmbeschwerden und drei Anzeigen
Im Landesverwaltungsamt, das auf dem Sonderlandeplatz die Luftaufsicht ausübt, sind in diesem Jahr bereits zwei Fluglärmbeschwerden und drei Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten eingegangen, wie eine Pressesprecherin auf MZ-Anfrage sagte. Die Beschwerden von Anwohnern wurden inzwischen beantwortet, zwei der Anzeigen abgewiesen. „Die Erstatter der Anzeigen wurden darüber informiert. Ihnen steht der Klageweg offen“, sagte die Sprecherin.
Während die Anwohner darüber schimpfen, dass die Flugzeuge mehrfach täglich über das Wohngebiet fliegen und zum Teil auch kreisen, hoffen die Sportler vom Fallschirmsprungverein Merseburg, doch noch auf Verständnis zu stoßen. „Wir sind bemüht, bei den An- und Abflügen das Wohngebiet außen vor zu lassen“, betont Torsten Schultze, der Vereinsvorsitzende. Wenn es der Wind zulasse, werde in westliche Richtung gestartet, wo keine Wohnbebauung existiert.
Unterschiedliche Routen
„Müssen wir in die andere Richtung starten, dann ist aber jedem Piloten bekannt, dass im Laufe eines Tages immer unterschiedliche Routen angesteuert werden sollten“, erklärt er weiter. Allerdings sind auch dem Verein enge Grenzen gesetzt. Ab einer Höhe von etwa 700 Metern übernehme die Deutsche Flugsicherung das Kommando, um Kollisionen mit anderen Flugzeugen zu verhindern.
„Wir bemerken auch, dass die Starts und Landungen am Flughafen Leipzig/Halle zugenommen haben“, sagt Schultze. Die Folge der Anleitung aus der Ferne ist dann unter Umständen, dass die Antonov nach dem Start entgegengesetzt zur Einflugschneise über das Fliegerstädtchen abdrehen muss. „Manchmal kommt es auch zu Wartepositionen, weshalb das Flugzeug dann kreist“, erklärt er.
Einhaltung bestimmter Vorschriften
Die Einhaltung bestimmter Vorschriften werden vom Landesverwaltungsamt regelmäßig kontrolliert. Dies erfolgt über ein sogenanntes Hauptflugbuch, das der Verein führen muss und in dem alle Starts und Landungen registriert sind.
Gleichzeitig betonen Schultze, aber auch sein Stellvertreter, Benjamin Ring, dass der Verein bereits seit 22 Jahren am Flugplatz aktiv ist und sich die Beschwerden erst in der jüngeren Vergangenheit gehäuft hätten. Um den Streit mit den Anwohnern nicht eskalieren zu lassen, habe man bereits zwei Maßnahmen ergriffen: Zum einen finden die Triebwerkstestläufe vor jedem Start nun am westlichen Rollbahn-Ende statt, zum anderen sollen die Anflüge verkürzt werden.
Ohnehin herrscht ab 20. November Ruhe auf dem Flugplatz, dann beginnt die Winterpause. Zur neuen Saison lädt Schultze jedoch auch die Kritiker aus der Nachbarschaft auf das Gelände ein, um sich einen Einblick zu verschaffen. „Wir verschließen uns nicht und sind am Austausch interessiert“, betont der Fallschirmspringer. (mz)