Festival Festival: Der kleine Prinz kommt

Merseburg - Wer meint, bei den 14. Merseburger Defa-Filmtagen gibt es einfach nur alte Schinken zu sehen, ist schief gewickelt. Mit dem Film „Gundermann“ läuft zum Beispiel ein ziemlich aktueller Streifen.
„Der kleine Prinz“ ist aus anderem Grund ganz besonders. „Der Film wurde zwar schon 1966 gedreht, aber kaum gezeigt“, sagt Halina Czikowsky, die Chefin des Fördervereins Kino Völkerfreundschaft, der die Defa-Filmtage organisiert. „Die DDR hatte einfach versäumt, die Rechte am Buch zu erwerben.“ Nur einmal - am 21. Mai 1972 - wurde der Film im zweiten Programm des DDR-Fernsehens gezeigt. Erst seit 2015 ist die Schutzfrist der literarischen Vorlage von Antoine de Saint-Exupéry abgelaufen und der Film kann gezeigt werden. Wenn der Film am 9. März um 15.30 Uhr im Domstadtkino läuft, wird Schauspielerin Christel Bodenstein zu Gast sein. Sie hatte nicht nur die Prinzessin Tausendschön im Film „Das singende, klingende Bäumchen“ (1957) gespielt. Sie spielte vor allem den kleinen Prinzen in dem Film der unter der Regie ihres damaligen Ehemannes Konrad Wolf entstand.
Jede Menge weiterer Defa-Stars werden am Wochenende in Merseburg zu Gast sein, wenn es beim Filmfestival diesmal heißt: „Buch trifft Leinwand“. „Das hat bei uns schon immer ein bisschen was von einem Klassentreffen“, schmunzelt Czikowsky. „Die Schauspieler kommen ja aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands und freuen sich, wenn sie sich hier bei uns treffen.“
„Defa-Chefindianer“ Gojko Mitic wird beispielsweise schon zum dritten Mal in die Domstadt kommen - diesmal, um nach der Vorführung von „Die Söhne der große Bärin“ über seine Erlebnisse beim Dreh zu sprechen. Schauspielerin Renate Blume ist der prominente Gast für das Filmgespräch zu „Der geteilte Himmel“ nach Christa Wolf. „Sie war ganz verwundert über unsere Einladung. Sie habe doch schon so oft über diesen Film gesprochen, sagte sie zu mir“, erinnert sich Halina Czikowsky. „Das mag sein, aber eben noch nicht bei uns, hab ich zu ihr gesagt.“ Sie wundere sich auch nicht, dass der Kartenverkauf für diesen Film so gut laufe, meint Czikowsky. Auch wenn Menschen heutzutage nicht durch Grenzen getrennt seien, würden sie trotzdem oft auseinandergerissen - zum Beispiel wenn jemand weit entfernt arbeiten muss. „Und die Frage bleibt, ob eine Liebe das aushalten kann.“
Der älteste Film, der bei den 14. Defa-Filmtagen gezeigt wird, ist „Mutter Krauses Fahrt ins Glück“ und stammt übrigens aus den 1920er Jahren. „Der 35-Millimeter-Film ist ein echtes Schwergewicht“, lächelt Halina Czikowsky. „Ich hab den Film selbst aus Berlin abgeholt und war froh, dass ich mit dem Auto unterwegs war.“ Denn die 2 000 Meter Film wiegen schon einige Kilogramm. Das Interesse an dem Film, der in Merseburg mit Klavierbegleitung gezeigt wird, sei seit der Ausstrahlung der Serie „Babylon Berlin“ enorm gestiegen. „Das liegt vermutlich daran, dass der Film ebenfalls das Jahr 1929 beleuchtet.“
Gojko Mitic kommt zum dritten Mal nach Merseburg. FOTO: DPA
(mz)