Fachkräfte Fachkräfte: Keine spanische Lösung im Saalekreis

Merseburg/MZ - Vor einem Jahr trat bundesweit das Anerkennungsgesetz in Kraft, nach dem geprüft werden soll, ob ausländische Berufsabschlüsse als offiziell gleichwertig angesehen werden können. Das Gesetz soll ausländischen Fachkräften den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern und helfen, den Bedarf zu decken.
Viele Anträge verzeichneten die Kammern in Ausbildungsberufen, die auch im Saalekreis gefragt sind. Allen voran technische wie Mechaniker oder Elektriker. Bei 96 Prozent der bundesweit 4 000 gestellten Anträge wurden die Abschlüsse von den Kammern ganz oder teilweise anerkannt.
Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern (IHK) rückten zuletzt in den Blickpunkt, als es um die gezielte Gewinnung potenzieller Fachkräfte aus dem Krisenland Spanien ging. Hintergrund ist eine Kooperation Sachsen-Anhalts mit der Region Valencia. Bereits 2011 befragte die Handwerkskammer Halle auch Unternehmen im Saalekreis zu ihrem Bedarf an spanischen Fachkräften - mit ernüchterndem Ergebnis, wie Sprecherin Lenore Dietsch mitteilt. „Nur acht Prozent der Unternehmen hielten die Einstellung von ausländischen Fachkräften für sinnvoll“, sagte Dietsch.
Entsprechend war ihr kein Unternehmen im Saalekreis bekannt, dass spanische Fachkräfte beschäftigt. Interesse bestehe aber unter anderem im Bauhauptgewerbe. Für Interessenten bestehe zudem direkter Kontakt zu einer Personalvermittlung in Andalusien. Eine gewisse Zurückhaltung verspürt die IHK zudem beim Thema, junge arbeitslose Spanier in Deutschland auszubilden. „Es gibt mehrere Gründe, wie etwa die in Deutschland besondere duale Ausbildung oder fehlende Sprachkenntnisse“, erklärt IHK-Geschäftsführerin Simone Danek.
Das sieht Matthias Engel von der Bildungsakademie Leuna ähnlich. Jedes Jahr bereitet sie bis zu 130 Jugendliche für ihre Arbeit in den Partnerunternehmen unter anderem am Chemie-Standort vor. „Wir bräuchten schulisch gut ausgebildete Leute, die im Vorfeld eine richtige Sprachausbildung genossen haben“, erklärt Engel. „An Universitäten sind die Anforderungen ja auch klar geregelt.“
Einen ausländischen Jugendlichen hier auszubilden, berge für ein Unternehmen ein hohes Risiko, meint der Experte. Immerhin koste die Ausbildung für einen hochkomplexen Industrieberuf bis zu 40 000 Euro. „Für unsere Partner zählen eben auch die regionale Verbundenheit und Klebeeffekte nach der Ausbildung“, erklärt er. Abgesehen davon sei Sachsen-Anhalt für einen Ausländer auch nicht attraktiv: „Wir sind ein Transitland“, sagt Engel. „Warum sollte ein Spanier nach Sachsen-Anhalt gehen, wo er ein Drittel weniger verdient als in München oder Stuttgart?“