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Engagement für Merseburg Engagement für Merseburg: Kunstaktion lebt wieder auf

Von Dirk Skrzypczak 04.11.2015, 10:12
Auch die dreijährige Pia griff in der Johannesschule zum Pinsel.
Auch die dreijährige Pia griff in der Johannesschule zum Pinsel. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - Die putzige Pia ist für die Grundschule zwar noch viel zu jung, aber zwischen den Mädchen und Jungen der vierten Klassenstufe fühlt sich die Dreijährige pudelwohl. Sie steckt in einem für ihre Verhältnisse XXL-T-Shirt und pinselt munter auf einem Stuhl herum. Dass Pia nach wenigen Minuten selbst ein kleines Kunstwerk ist, mit Farbe beschmiert, stört überhaupt nicht. Die Viertklässler der Merseburger Johannesschule arbeiten mit Geschwisterkindern, Eltern und Lehrern schließlich an einer Kunstaktion, die eigentlich schon begraben war.

Auf dem Bürgercampus der Stadt Ende Mai hatten Studentinnen der Hochschule gemeinsam mit Merseburgern eine ungewöhnliche Idee umgesetzt. Sie bemalten 60 alte Stühle. Die bunten Hingucker wurden wenig später als Sitzgruppen an markanten Punkten im Stadtgebiet aufgestellt: vor dem Bahnhof, auf dem Entenplan, auf dem Hochschulcampus und am Säulenhaus des Klinikums. Zwei Monate hatte das Kunstprojekt Bestand, dann zerlegten Vandalen die Stühle in ihre Einzelteile.

Installationen überlebt

Nur vor dem Klinikum und an der Hochschule haben die Installationen überlebt. „Wir hatten es in der MZ gelesen. Das ist schlimm. Da haben junge Leute eine Idee, wie man das Stadtbild verschönern kann. Und andere machen alles kaputt. So kann man es nicht enden lassen“, sagt Peggy Grünke, stellvertretende Schulleiterin. Claudia Kiehle, deren Tochter die Johannesschule besucht, sah es ähnlich. Im Elternkreis hatte sie den Vandalismus thematisiert. Und war auf viele offene Ohren gestoßen. Die Aktion lebt wieder auf. 50 Stühle sollen schrittweise bemalt werden. Die Farbe hat der Toom-Baumarkt gestiftet.

„Ich bin beeindruckt. Nachdem die Sitzgruppen fast alle kaputt geschlagen wurden, ist es für uns schon demotivierend gewesen. Und wir haben uns gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, sich zu engagieren, wenn andere es nicht zu schätzen wissen“, erzählt Luise Fischer, die mit ihrer Freundin Ina Engelhardt seinerzeit die Idee zu der Aktion „Bitte Platz nehmen“ hatte. Die Zweifel sind verschwunden. „Die Kinder können ein Stück Merseburg selbst gestalten. Das ist etwas anderes, als wenn man über so ein Thema nur im Unterricht sprechen würde“, glaubt Elternvertreterin Karina Wohllaub.

50 Stühle aufgestellt

Offen ist unterdessen, wo die 50 Stühle aufgestellt werden sollen. Angesichts des nahenden Winters werden die bunten Sitze wohl zunächst zwischengelagert. „Mindestens zwei nehmen wir mit, wenn wir in unsere neue Schule in der Lessingstraße umziehen“, sagt Peggy Grünke. So würde auch ein Teil der jetzigen vierten Klassen als Erinnerung bleiben.

Kultur- und Medienpädagogikstudentin Luise Fischer hofft derweil, dass sich möglichst viele Paten finden, die freiwillig die Aufsicht über die Stühle der Kinder übernehmen - denn in der Innenstadt sollten sie schon stehen. Die Sparkasse und das Kino wären mögliche Partner. Sie könnten die Sitzgruppen früh nach draußen stellen und abends wieder in den Schutz der Gebäude bringen. „Darüber müssen wir aber noch reden“, sagt Fischer. (mz)